rbb fluglärmgeschädigt?

Hallo liebe online-Redaktion von Schöneiche, hiermit sende ich Euch einen Leserbrief zum Protest gegen Fluglärm

Gegen Fluglärm und Profitmaximierung – so fordern nunmehr schon viele Male die Demonstranten auf dem Marktplatz von Friedrichshagen. Vor drei Wochen versammelten sich etwa 2000 der in dieser Gegend rund um den Müggelsee und darüber hinaus ansässigen Einwohner. Vor zwei Wochen waren es etwa 3200 und am 01.08. bereits 3400 Protestierende. Sie diskutieren und singen und sind fröhlicher Dinge – in der Hoffnung, dass sich etwas rührt in der Politik. Und der rbb? Ja, mitunter wird kurz berichtet. In der vergangenen Woche aber zog es einem förmlich die Schuhe aus. Empört schickte ich deshalb eine Mail an die Redaktion. Doch lest selbst einmal, denn diese Zeilen finden sicherlich kein Gehör beim rbb.

rbb fluglärmgeschädigt?

Eine Überraschung jagt die andere: In der Abendschau des rbb!! Gewohnt, niveauvolle Abwechslung im städtischen Kolorit zu bekommen, interessant und immer wieder neu, werden wir an den Fernsehschirmen mit ganz neuen, unerwarteten Aspekten der Informationspolitik überschüttet: Ab dem 1. August trommelt es täglich in den Ohren der Südost-Bewohner am Rande Berlins: Der Fluglärm über dem Norden Berlins – von Tegel ausgehend – höre ja nun bald auf. Doch statt Frohsinn der Anwohner aus Malchow, Pankow oder Hohenschönhausen gibt es Tränen. Tränen? Kaum zu glauben, weshalb denn? Die O-Töne flöten es in alle Ohren: Wir sind ja so dran gewöhnt. Es macht uns gar nichts mehr aus. Wir winken den Fluggeräten sogar zu. So lieb haben wir die. Was heißen soll (laut Sendeauftrag des rbb): Leute rund um den Müggelsee, hört auf zu jammern. Macht Schluß mit Euren dämlichen Montagdemos! Kerosin? Lärm im Minutentakt? Nachtflüge? Macht gar nichts. Naturschädigung? Ohrenschädigung? Tourismusschädigung? Nichts da. Im Gegenteil: Euer Herz wird sich in Liebe öffnen. Mögen die lieben Flugzeuge brummend so niedrig wie möglich über unsere Köpfe hinwegbrausen. Da brauchen wir nur noch die Hand zum Gruß erheben. Liebe Piloten – weiter so. Ihr seid unsere Freunde und bringt Freude in die Häuser und Gärten, wo selbst die Frösche keinen Grund mehr haben, in ihrerm Gequake innezuhalten. (Wie Frau Inge Komm am 01.08. auf der Demo so überzeugend rüberbrachte: „Nein, lacht nicht, das stimmt…)

Gar nicht so lieber rbb: Welcher Teufel hat Euch geritten, uns mit solchem unglaublichen Zynismus Dummdreistes zu offerieren? Ihr nennt Euch Kultursender? Ehe wir mit verschärftem Fluglärm zu Schaden kommen – die Einwohner von Friedrichshagen, Schöneiche, Rahnsdorf, Neuenhagen, Münchehofe, Fredersdorf, Waldesruh, Märchenviertel, Erkner und Petershagen – scheint es, Eure Redakteure der Serie „Leben in der Einflugschneise“ seien zuvor bereits hochgradig geistig belastet. Die nun schon montags weit über dreitausendvierhundert Demonstranten zählenden auf dem Marktplatz von Friedrichshagen haben einen tollen Vorschlag für Euch, den devot vor den Kapitaloberen kriechenden Journalisten: Kommt her. Montags. Stimmt ein in unser Lied „Bald ist Schluß mit guter Luft, Luft, Luft, ganz Berlin kriegt Kerosin als Duft, …“ Empört Euch mit uns. Macht Euch Luft. Sendet nur das, was Ihr selbst verantworten könnt. Sonst hören und sehen wir Euch nicht mehr gerne. Protestiert gegen geistige Unfähigkeit und Mut, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Möge die siegende Vernunft Euch bewahren vor einem Absturz in den Müggelsee – denn der wird nach Eurem Verständnis für Lärm, Kerosin und Nachtflügen voller Mitgefühl und Liebe vergiftet sein. Reicht Euch diese Aussicht?

Harry Popow, Schöneiche bei Berlin

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