Fußgängerbrücke im Schlosspark wird immer teurer

von Lutz Kumlehn

Die jetzige Brücke im Schlosspark ist in einem bedenklichen Zustand. Das bescheinigte auch ein Gutachten in dem sinngemäß steht, dass die Brücke umgehend ersetzt werden muss. Bürgermeister Jüttner teilte gestern in einem Ortstermin mit, dass er aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht diese Brücke eigentlich sperren müsste. Dann aber müssten die Hortkinder den Weg zum Hort an der Landesstraße benutzen. Natürlich ist dieser deutlich gefährlicher als der Weg durch den Schlosspark. Mir erschließt es sich nicht, warum aber eine – im Vergleich zur bestehenden Brücke – gigantische Neukonstruktion dorthin gebaut werden muss. Mit weit auslaufenden Zuwegungen. 158.000 EUR hat eine knappe Mehrheit der Gemeindevertretung für den Bau dieser Brücke genehmigt. Nun stellt sich plötzlich heraus, dass die notwendigen Baufahrzeug gar nicht wie geplant an die Brücke heranfahren können und die Gemeinde noch eine ca. 34.000 EUR teure Zufahrt zum Baufeld einplanen muss. Insgesamt soll dieses überdimensionierte Bauwerk nun ca. 196.000 EUR kosten, so die Planung.

Was letztlich nach der Ausschreibung an Angebotssummen herauskommen wird, kann man nur erhoffen. denke, dass aufgrund der derzeit guten Konjunktur eher ein noch teureres Submissionsergebnis herauskommen wird. Frau Jeschke (Leiterin Bauamt) teilte in der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses am 14.04.16 mit, dass bei einem höheren Submissionsergebnis als die geplanten Kosten, die Ausschreibung aufzuheben sei und neu ausgeschrieben werden müsse.

Aber dann bleibt das Projekt weiterhin aus meiner Sicht zu teuer. Ich denke, es wurde von Anfang an völlig falsch geplant. Auch wenn es im Laufe der Planung durch Einwände aus unserer Fraktion CDU/BBS/FDP ein paar neue – von der Verwaltung grundsätzlich nicht gewollte – Planungsvarianten gab, es blieb alles viel zu teuer.

Gestern im Vorort Termin habe ich den Bürgermeister und die Bauamtsleiterin gefragt, ob irgendwer mal die Möglichkeit einer Sanierung der Stahlbrücke auf gemauerten Widerlagern untersucht hat.

Stahl kann man schweißen, entrosten, gegen Korrosion schützen, verstärken usw. Mauerwerk kann man sanieren, gegen Beton austauschen, mit Beton ergänzen und verstärken. Zu alledem braucht es keine schwere Technik, die im Schlosspark versinken könnte.

Ich habe gestern im Ausschuss für Umwelt und Verkehr dafür plädiert, diese Planungen völlig auf Eis zu legen und neu zu beginnen. Selbstverständlich sind dann die Kosten für die bisherige Planung von 30.000 EUR schon ausgegeben. Aber über 200.000 EUR in eine kleine Fußgängerbrücke zu stecken, wenn es möglicherweise auch eine für 50 – 60.000 EUR geben kann, da kann ich nicht zustimmen.
30.000 EUR der bisherigen Planung plus Sanierungskosten von möglicherweise 60.000 EUR sind zusammen nicht mal 100.000 EUR und damit hätten wir 100.000 EUR übrig für andere, ebenso wichtige Projekte im Ort.

Schauen Sie sich die öffentlich zugänglichen Unterlagen im Ratsinfosystem der Gemeinde im Internet an und besuchen Sie die Brücke im Schlosspark. Stellen Sie sich mal vor die Brücke und stellen sich ein komplettes Einfamilienhaus an der Stelle der Brücke vor. Sie werden merken, das Haus will dort einfach nicht hingehören. Stimmt, weil so viel Geld dort nicht hingehört.

Ihr Lutz Kumlehn, Gemeindevertreter für die FDP und

Vorsitzender der Fraktion CDU/BBS/FDP

Lutz Kumlehn
Der Autor ist Vorsitzender des FDP Kreisverbandes Oder-Spree. Seit 2001 ist er Mitglied der FDP und von 2003 bis 2019 Gemeindevertreter. Von 2003 bis 2014 war er Mitglied des Kreistages Oder-Spree. http://www.fdp-oderspree.de

Ein Gedanke zu „Fußgängerbrücke im Schlosspark wird immer teurer

  1. Dr. Peter Stolz

    Der von Lutz Kumlehn beschriebene Umstand, dass in unserer Gemeinde immer wieder kleinere Phänomene finanztechnisch so aufgewertet werden, dass das Geld für ein Strukturkonzept fehlt, ist leider die Regel in Schöneiche. Dies kann ich durch meine Tätigkeit als sachkündiger Bürger im Ausschuss für Bildung und Soziales bestätigen: Der Haushalt von Schöneiche weist für strukturelle Investitionsbereiche wie bspw. Infrastruktur und Bildung zu wenig Gelder aus. Die Bereiche kommunale Verwaltung (Kosten/Anzahl der Beschäftigten) ist für eine Gemeinde unseren Zuschnitts zu groß, ein Strukturkonzept für den Straßenbau ist nicht nachhaltig gestaltet, Oberschulbildung gibt es in Schöneiche gar nicht.
    Konkret: Der bauliche Zustand der meisten Straßen in Schöneiche ist beklagenswert; dies ist aber nicht nur eine alltägliche und persönliche Plage, sondern ein entscheidender Wirtschaftsnachteil für den Standort Schöneiche. Sicherlich könnte man viele Straßen an Filmunternehmen vermieten, die Filme mit Themen aus der „Kaiserzeit“, der „Weimarer Republik“ oder der „DDR“ drehen möchten. Dem Standard einer modernen Gemeinde entspricht dies nicht. Eine kurze Fahrt nach Vogelsdorf oder Neuenhagen reicht bereits, um zu sehen, wie diese Gemeinden von 1990 bis heute mit ihrer Infrastruktur umgegangen sind.
    Schöneiche braucht deshalb eine nachhaltige Umsteuerung seiner Haushaltspolitik: Mehr Investitionen in den Straßenbau, ein nachhaltiges Konzept für die nächsten 25 Jahre (solange wird leider die Etablierung einer Infrastruktur in Schöneiche dauern, bis sie einigermaßen akzeptabel ist).
    Die „Schlossbrücke“ ist deshalb nur ein Indiz für diese Politik, die in Schöneiche optimale Einzelprojekte fördert: Wirtschaftliches Denken ist immer auch von der Knappheit der Güter, der Ressourcen und der Mittel geprägt, das Optimale scheidet deshalb nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus, es reicht das Gute und das Praktikable. In diesem Sinne ist der Vorschlag von Lutz Kumlehn uneingeschränkt zu unterstützen.
    Im Übrigen kann ein Umsteuern in dieser Gemeinde in den Bereichen Bildung und Infrastruktur vor allem mit einer starken FDP gelingen, denn nur diese Partei hat – auch in ihrem Programm – den nötigen Sachverstand für eine effektive und vernünftige Umsetzung von nötigen Reformen – vor allem auch in Schöneiche.

    Dr. Peter Stolz, Mitglied des Ortsverbands der FDP Erkner-Woltersdorf-Schöneiche

Die Kommentare sind geschlossen.