ÖPNV – Lasst uns über eine neue Buslinie reden

Schöneiche arbeitet an einem neuen Ortsentwicklungskonzept, genannt INOEK. Im Rahmen der Diskussionen zu den Stärken und Schwächen des Ortes wird ersichtlich, dass es Ortsteile gibt, die nur sehr schlecht beziehungsweise gar nicht an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden sind.

Was haben wir:

  • Tram 88 der SRS – führt zum S-Bahnhof Friedrichshagen
  • Buslinie 161 der BVG – führt zum S-Bahnhof Rahnsdorf
  • Buslinie 420 des BOS – führt nach Woltersdorf, S-Bahnhof Erkner und Fürstenwalde
  • Tram 87 der WSG – führt nach Woltersdorf und zum S-Bahnhof Rahnsdorf

Probleme:

Der S-Bahnhof Rahnsdorf hat das Problem, dass er von der S3 nicht so oft angefahren wird, wie der S-Bahnhof Friedrichshagen. Der S-Bahnhof Erkner dagegen ist die Anbindung an den Regionalverkehr.

Die Buslinie 420 ist nicht grade ideal für Pendler. Die Linie ist vor allem auf den Transport der schulpflichtigen Kinder nach Woltersdorf und Erkner ausgerichtet und für Pendler kaum brauchbar.

Schöneiche ist nicht mit den nördlichen Nachbargemeinden verbunden. Neuenhagen, als auch Fredersdorf-Vogelsdorf bieten mit ihren Unternehmen, Ärzten und Freizeitangeboten Ziele für viele Schöneicher Bürger. Eine Brücke über die B1 ist daher zwingend nötig.

Es gab vor längerer Zeit bereits eine Buslinie, die allerdings fehlgeschlagen ist und eingestellt wurde. Die Buslinie fuhr jedoch sehr unregelmäßig und mit einem sehr dünnen Fahrplan und war damit unattraktiv.

Das Straßennetz ist in Schöneiche nicht optimal. Wichtige Verbindungswege, wie die Brandenburgische Straße werden von den Busfahrern der BVG nur unter Protest genutzt. Eine größere Busstrecke wird an vielen Stellen auf Nadelöhre treffen.

Wo sind die schwachen Gebiete:

Ein kurzer Blick auf die ÖPNV-Karte macht deutlich, wo die Schwachstellen des regionalen Nahverkehrs sind.

Schöneiche Nord – Das Gebiet nördlich der Schöneicher Straße Richtung Dorfaue. Vor allem die abzweigenden Straßen der Tasdorfer Straße. Auch die Kantstraße und Fontanestraße haben lange Fußwege bis zur nächsten Haltestelle.

Gewerbegebiet Schöneiche (Nord) – Unternehmen im Gewerbegebiet klagen darüber, dass Mitarbeiter und Auszubildene ihre Arbeitsstelle nur mit dem Auto erreichen können. Grade junge Auszubildene haben entweder noch keinen Führerschein oder Auto. Die nächsten Haltestellen sind sehr weit entfernt.

Hohenberge – Die Siedlungen der DEMOS sind nur bedingt über die Buslinie 420 oder über die Woltersdorfer Tram 87 angebunden.

Grätzwalde – Der Ortsteil Grätzwalde ist im Süden lediglich mit der Buslinie 420 angebunden. Die Strecke zur Tram-Haltestelle Grätzwalde ist dennoch für viele Anwohner ein langer Weg.

Ortsmitte – Zumindest auf der Karte sind die mittleren Bereiche der Rüdersdorfer Straße und der Berliner Straße nicht sehr gut angebunden. Bedenkt man die Zustände der Gehwege beider Straßen, ist es hier grade für Senioren und mobilitätseingeschränkt schwer, den Nahverkehr zu nutzen. Da auch zukünftig mehr Verkehr durch ein neues Gebäude am Sportplatz zu erwarten sein kann, wäre eine bessere Anbindung erforderlich.

Grüne Linde – Die kleine abgelegene Siedlung an der Landstraße zwischen Vogelsdorf und dem Kreisel zwischen Rüdersdorf, Woltersdorf und Schöneiche ist eigentlich nur mit dem Auto zu erreichen. Es gibt noch nicht mal Radwege, die dorthin führen. Es ist zwar formell nicht Schöneiche, aber eben sehr schlecht zu erreichen.

Nachbargemeinden – Auch andere Ortsbereiche der Nachbargemeinden sind nicht optimal an das Verkehrsnetz angebunden. Die Siedlung im nördlichen Teil am Ortseingang Woltersdorf beispielsweise.

Wie können wir das Problem lösen:

Die Einrichtung einer neuen Buslinie für alle Einwohner kann diese Probleme lösen. Natürlich kann Schöneiche nicht einfach so eine Buslinie aufbauen, daher wird eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden benötigt. Vor allem mit Fredersdorf-Vogelsdorf und Woltersdorf.

Eine mögliche Linie sollte einen Rundkurs fahren, aus der Neuenhagner Chaussee, über die B1 nach Fredersdorf-Vogelsdorf, von dort aus nach Grüne Linde zum Kreisel zurück über die Kalkberger Straße. An dieser Stelle ist noch eine Schleife erforderlich, die Grätzwalde, Hohenberge und den nördlichen Teil Schöneiches verbindet.

Die Buslinie muss es schaffen, die schlecht angebundenen Ortsteile an die Hauptverkehrsadern anzubinden und außerdem Schöneiche besser mit den Nachbargemeinden verbinden.

Der Fahrplan muss so angelegt sein, dass an Werktagen mindestens alls 20 Minuten ein Bus kommt. Sonst wird die Wartezeit schnell so lang, dass andere Verkehrsangebot wieder attraktiver werden. Auch im Sinne der Umwelt sollte der Öffentliche Naheverkehr in der Region gestärkt werden. Viele Schöneicher könnten durch bessere Angebote davon überzeugt werden, ihren Arbeitsplatz zukünftig eher mit dem ÖPNV als mit dem Auto zu erreichen. Dafür müssen Anreize geschaffen werden.

Mehr Park and Ride-Flächen würden auch eine Entlastung für den Straßenverkehr darstellen und die Leute trotzdem zu den Bahnstationen bringen. Der Wegfall des Stellplatzes an der Dorfaue hat gezeigt, dass solche Flächen dringend benötigt werden. Solch eine Fläche muss noch nicht mal asphaltiert sein.

Weitere Gedanken:

Viele Regionen in Deutschland stehen vor ähnlichen Problemen wie Schöneiche. Grade die Anbindungen an den größeren Regional- und Fernverkehr stellen für strukturschwache Regionen eine große Herausforderung dar. Buslinien gehen auch immer wieder das Risiko ein, dass sie wegen geringer Nutzung eingestellt werden.

Zurzeit gibt es an verschiedenen Stellen auch ein Umdenken im Bereich ÖPNV. So werden aktuell in der finnischen Hauptstadt Helsinki autonom fahrende Busse getestet. Somit könnten die Kosten für einen Busfahrer gestrichen werden. Mehr dazu: golem.de/news/autonomes-fahren-helsinki-testet-fahrerlose-busse-1608-122783.html

In Schorndorf (Baden-Würtemberg) läuft derzeit ein großes Forschungsprojekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und einigen Universitäten. Dabei soll ein haltestellenloses Bussystem entwickelt werden, das sich ganz an die Menge und Zielorte der Passagiere anpasst. Mehr dazu: golem.de/news/nahverkehr-vergesst-den-fahrplan-1606-121126.html

Webseite des Projekts: http://www.reallabor-schorndorf.de/
Projekt-Seite des DLR: http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10176/372_read-20387/#/gallery/24799

_____

Dieser Artikel stellt nur meine eigene bescheidene Meinung dar. Ich würde sehr gerne auch die Meinungen von anderen zu dem Thema hören.

Fabian Zielke
Fabian Zielke ist stellvertretender Vorsitzender von Schöneiche Online e.V. und Mitglied des Ortschronikfachbeirats.