Liebe Fluglärmbetroffene in Berlin und Brandenburg,

so zynisch wie sich der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Klaus Wowereit in seinem jüngsten Interview mit Air Berlin äußert („Keine Koalition mit Flughafern-Gegnern“, Air Berlin Magazin 4/2011), kann sich m. E. nur jemand äußern, der die fluglärmbetroffenen Bürger nur noch als Kollateralschaden einer völlig verfehlten, unmenschlichen und unwirtschaftlichen Standortpolitik betrachtet.

Es sei hier nochmals daran erinnert, dass den Planern und Verantwortlichen in der Politik nachweislich seit 1998 (!) bekannt war, dass ein unabhängiger Abflugbetrieb von beiden Bahnen eine  Divergenz der Abflugrouten von mindestens 15 Grad erfordert (internationale Standards).

 

Bis zum Herbst 2010 ist es leider gelungen, die breite Öffentlichkeit zu täuschen und die Zahl der Betroffenen drastisch nach unten zu manipulieren. Ein Großteil der Betroffenen hatte keine reelle Chance, sich im Planfeststellungsverfahren zu äußern und ob die „von Anfang an“ Betroffenen eine faire Chance der Bürgerbeteiligung hatten, darf nach derzeitigem Erkenntnisstand erheblich angezweifelt werden. Das gesamte Vorgehen der BBI/BER Planung widerspricht allen Regeln einer demokratischen Gesellschaft. Immer neue Vorwürfe, „die von Verschleierung, Einflussnahme bis hin zur Urkundenfälschung reichen“ (Märkische Allgemeine Zeitung, 16. August 2011) kommen ans Tageslicht.

 

Der DFS jetzt den alleinigen schwarzen Peter zuzuschieben und den Betroffenen auch noch weiszumachen, die DFS sei an allem schuld, ist der Gipfel der Verlogenheit.

 

Noch einmal zur Erinnerung: Im Raumordnungsverfahren für den Neubau eines neuen Großflughafens landete Schönefeld in sämtlichen Prüfkategorien unter allen sieben geprüften Standorten abgeschlagen auf dem letzten Platz. „Alle kompetenten, fachlich versierten Institutionen, Gremien der Wirtschaft, die Luftverkehrsunternehmen etc. sprachen sich bis zum Konsensbeschluss gegen den Standort infolge des mit Sicherheit zu erwartenden weitgehenden Nachtflugverbots aus, wodurch der Flughafen international nicht konkurrenzfähig sein würde.“ Überhaupt sei es weltweit „ein Kuriosum, eine Absurdität, einen internationalen Flughafen so dicht an bzw. in die Stadt zu bauen“, so Frank Welskop in seinem Buch BBI- ein neuer Berliner Bankenskandal, S. 144).

Im Jahre 2006 wurde durch das Bundesverwaltungsgericht immerhin ein weitgehendes Nachtflugverbot für den de facto innerstädtischen Flughafenstandort BBI/BER verfügt.

„Als Reaktion auf die Kritik des Bundesverwaltungsgerichts beantragte die FBS im ergänzenden Planfeststellungsbeschluss allerdings nicht nachvollziehbare 113 „begründete“ Nachtflüge! Was für eine Ignoranz des Bundesverwaltungsgerichtsurteils durch die FBS, die sich damit auch noch über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hinwegsetzte, sollte doch auch nach Auffassung dieses Gerichts die Nacht weitgehend frei vom Fluglärm bleiben! Noch skandalöser ist dabei, dass die FBS diesen Antrag nur durch Zustimmung des Aufsichtsrats bzw. des Aufsichtsratsvorsitzenden Wowereit entsprechend §10 des Gesellschaftsvertrages der Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH stellen konnte!“ (ebd., S. 146)

 

Wie kann Herr Wowereit in seiner Doppelfunktion als Bürgermeister und Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft die Interessen der Bürger „unabhängig“ und glaubhaft vertreten?

 

Zum Thema Nachtflug äußert sich Herr Wowereit im eingangs erwähnten Interview: „Niemand will, dass nachts geflogen wird…. „Doch wir brauchen die Tagesrandflugzeiten, wenn wir internationalen Flugverkehr in Berlin wollen. Es kann doch nicht sein, dass in London die letzte Maschine schon am späten Nachmittag starten muss, um noch in Berlin landen zu dürfen.“ (Anmerkung: Die Flugzeit Berlin -London beträgt etwa zwei Stunden).

Zum Thema berichtet die Berliner Morgenpost am 7. August 2011 „Auf dem neuen BER soll es hingegen nur ein Nachtflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr geben – vorausgesetzt, das Bundesverwaltungsgericht Leipzig entscheidet nicht doch noch im Sinne mehrerer Anrainergemeinden von Schönefeld, die ein deutlich längeres Nachtflugverbot fordern. Bliebe es indes bei der bisherigen Planung, wäre Berlin für jene Gesellschaften, die Asien und den Fernen Osten bedienen, eine Alternative zu den zwei anderen deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München. Zum einen, weil sich von Berlin aus die Gesamtflugzeit um eine Stunde verringert, zum anderen ergeben sich mit späterem Abflug bessere Anschlussmöglichkeiten in Bangkok, Singapur und Peking.“ (Wird Berlin zum internationalen Drehkreuz? http://www.morgenpost.de/printarchiv/reise/article1725110/Wird-Berlin-zum-internationalen-Drehkreuz.html)

Das heißt, die großzügige Nachtflugregelung am BBI/BER soll ein Standortvorteil sein für die Fernflüge, die hier angelockt werden sollen, sprich es sollen die schweren Maschinen aus/nach Asien gerade in den Nachtrandzeiten von 22 bis 24 Uhr und von 5 bis 6 Uhr hier landen bzw. starten dürfen. Und das in einem dicht besiedelten Gebiet!


Mantramäßig verbreitet Wowereit „Berlins Wirtschaftsperspektive hängt vom Erfolg eines internationalen Flughafens ab“.

Der Ausbau von Berlin-Schönefeld zum Airport BBI/BER ist das größte Bauvorhaben in Berlin-Brandenburg und auch das teuerste.

  • Doch kann der Flughafen überhaupt funktionieren und rentabel arbeiten?
  • Warum scheiterten alle Privatisierungsversuche?
  • Droht der „Luxusflughafen für Billig-Airlines“ für den Steuerzahler zum ohne Fass ohne Boden zu werden?

In seinem Buch BBI – ein neuer Berliner Bankenskandal? hat Frank Welskop die wirtschaftlichen Perspektiven des geplanten Großflughafens analysiert. Nach seinen Ergebnissen klaffen die Prognosen, die dem Flughafenbau zugrunde gelegt worden sind, und die erzielbaren Umsätze schon heute weit auseinander.

Die Friedrichshagener Bürgerinitiative gegen Fluglärm hat Frank Welskop zum Gespräch ins Kino Union eingeladen, um seine Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zur Diskussion zu stellen. Aufgrund der Nachfrage haben wir kurzfristig einen zweiten Termin organsiert. Dank an das Kino-Union Team und Frank Welskop!

 

 

Die Termine:

Mittwoch, 7. September 2011, 20 Uhr: freier Eintritt – keine Platzreservierung möglich, rechtzeitiges Erscheinen sichert Plätze

Mittwoch, 14. September 2011, 20 Uhr: Platzreservierung für 4 Euro, Kartenvorverkauf demnächst im Kino Union und auf den kommenden Montagsdemos.

Kino Union, Bölschestrasse 69, Berlin-Friedrichshagen, direkt am S-Bhf. (S 3) www.kino-union.de

 

Katrin Arendt

Mitglied im Sprecherrat FBI

 

Im Anhang:

Keine Koalition mit Flughafen-Gegnern: Wowereit im Interview mit Air Berlin (pdf Datei)

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