Jetzt steht es endlich fest: Wir sind alle airberlin!

von Ralf Müller
Monatelang habe ich mich gefragt: warum bloß haben sich alle Flughafenverantwortlichen so sehr in die Müggelseeroute verbissen? Erst am 04.Juli 2011 wurde diese Route nach über 13 Jahren Routenplanung als Vorzugsroute veröffentlicht (nun ja, wir haben mittlerweile bewiesen, dass der DFS schon am 27.09.2010 aus Versehen eine Unterlage in die Öffentlichkeit gerutscht ist, in der das Konzept vom 04.07.2011 vollständig vorhanden ist).
Monatelang habe ich mich gefragt, warum der bereits seit über 20 Jahren geflogenen Route über die Gosener Wiesen nicht einfach ein geeignetes Konzept von der Südbahn hinzugefügt wird? Schließlich wird offiziell der alte Flughafen nur ausgebaut, also der aktuellen Nordbahn nur eine neue Südbahn hinzugefügt.
Monatelang habe ich mich gefragt, warum mit falschen Zahlen agiert wird? Natürlich gehen die Luftfahrzeuge ab 5.000 ft aus der geplanten Müggelseeroute und drehen über Friedrichshagen Richtung Westen ab, was zur höchstbelastenden Route 21 führt (weshalb die Zahlen im UBA-Gutachten schon wieder falsch sind). Schließlich bezeichnet die DFS die Routenfreigabe ab 5.000 ft für alternativlos (nun ja, in Frankfurt erfolgt diese Freigabe erst ab 6.000 ft, in den Abendstunden gestaffelt noch höher – komisch).
Monatelang habe ich mich gefragt, warum unter allen Umständen gegen die EU-Umgebungslärmrichtlinie verstoßen werden soll. Friedrichshagen (geschütztes ruhiges Gebiet) und Erkner sind 24 h am Tag mit einer internationalen Bahnlinie belastet, amtlich diagnostiziert mit mehr als 55 dB L-DEN-Wert (nun ja, das reicht bei Fluglärm bereits für eine Schutzzone. Nur Gosen erhält nunmehr noch eine Lärmpause durch das Nachtflugverbot, alle anderen am Nordrand des Müggelsees gehen leer aus, wenn alle Lärmarten sich überlagern).
Am 11. Januar 2012 nun sind alle Masken gefallen. Von offizieller Seite, hier durch Herrn Staatssekretär Scheurle, wurde der eigentliche Zweck des Flughafens bekanntgegeben: alles hat sich dem Wunsch von airberlin unterzuordnen, ein Drehkreuz aufzubauen. „Drehkreuz für airberlin“ steht aber ganz sicher nicht in den Antrags- oder Genehmigungsunterlagen für diesen Flughafen. Der Antragszweck war bisher immer die Deckung des Bedarfs in der Region Berlin und Brandenburg. Nunmehr ist offen und für jeden nachlesbar zugegeben worden: dieser Flughafen wird für den Bedarf einer einzelnen Fluggesellschaft konzipiert.
Berlin, nun freue dich, denn wir sind alle airberlin!
Das bedeutet doch im Umkehrschluß, dass es ohne airberlin auch kein Drehkreuz und dann auch keine problematische Müggelseeroute gibt. Danke für den Hinweis, Herr Staatssekretär!
Ralf Müller

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