In Schöneiche fehlen 70 Hortplätze

Gemeinde hat jahrelang nicht gehandelt – Eltern fürchten um ihre Arbeitsplätze

Für viele Schöneicher Familien beginnt am 3. August mit der Einschulung ihrer Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Leider ist diese eigentlich spannende und schöne Zeit bei vielen Familien in diesem Jahr erheblich durch Ängste und Unsicherheit getrübt.

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen hat der Bürgermeister entschieden, in diesem Jahr fünf Klassen an der Storchenschule zu eröffnen. Daher wurden die Kinder aus dem Überschneidungsgebiet zum ersten Mal seit vielen Jahren der Storchenschule zugeteilt. Da der Schulweg zur Bürgelschule für Kinder aus Fichtenau kürzer und sicherer ist, haben viele Familie den „Besuch einer anderen als der zuständigen Grundschule“ beim Schulamt beantragt. All diese Anträge wurden abgelehnt.

Statt an der Bürgelschule für die vielen Interessenten eine dritte Klasse zu eröffnen, wurden fünf Klassen an der Storchenschule gefüllt. Und das, obwohl im zugehörigen Hort, wie sich am 29. Mai bei der ersten Elternversammlung an der Storchenschule herausstellte, für so viele Kinder überhaupt keine Plätze zur Verfügung stehen.

Wie Monique Richter, Leiterin des Horts „Unterm Storchenturm“, die Eltern bei der Versammlung und später auch per E-Mail informierte, wurden im Hort sechs Jahre lang weit mehr Kinder aufgenommen, als aufgrund der Räumlichkeiten zulässig wären. Das Landesjugendamt hat all die Jahre ein Auge zugedrückt und eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Wie das Wort „Ausnahmegenehmigung“ schon sagt, sollte es sich dabei um eine vorübergehende Lösung handeln, die der Gemeinde die Möglichkeit geben sollte, Abhilfe zu schaffen und einen Anbau zu realisieren. Doch es geschah nichts.

Als nun in diesem Jahr beantragt wurde, noch mehr Kinder in den Hort aufzunehmen, zog das Jugendamt die Notbremse und erteilte keine weitere Ausnahmegenehmigung. Aufgrund dessen muss nun möglicherweise rund 50 Familien der bereits bestehende Vertrag gekündigt werden. Familien, die noch gar keinen Antrag auf Hortbetreuung stellen konnten, weil sie beispielsweise einen Antrag beim Schulamt auf den Besuch einer anderen Schule oder eine Zurückstellung ihres Kindes beantragt hatten, werden nicht mehr aufgenommen.

Für die betroffenen Familien bedeutet das nun, mit der Unsicherheit leben zu müssen, ob ihr Kind ab dem 5. August nach 12 Uhr betreut werden kann – und ob die Eltern damit überhaupt noch ihrem Beruf nachgehen können.

Zwar ringen Bürgermeister, Bauamt, der Träger des Hortes, Independent Living, und das Jugendamt des Landkreises derzeit um eine Lösung, beispielsweise die vorübergehende Betreuung der Kinder in Containern, doch noch ist unklar, wie das Ganze ausgeht.

Was die große Zahl von betroffenen Eltern an dieser unhaltbaren Situation so wütend macht, ist, dass sie absolut vermeidbar gewesen wäre. Seit sechs Jahren – nämlich seit der Geburt der heutigen Vorschulkinder – wissen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung – wie viele Kinder in diesem Jahr in Schöneiche eingeschult werden und – anhand der durchschnittlichen Quote der Vorjahre – einen Hortplatz benötigen.

Seit sechs Jahren ist der Hort „Unterm Storchenturm“ bereits überbelegt und wird mit Ausnahmegenehmigungen betrieben. Viele Kinder müssen bereits seit Jahren auch den Nachmittag in ihren Klassenräumen an der Storchenschule verbringen, weil im Hort im ehemaligen Kavaliershaus kein Platz für sie ist. Und in diesen sechs Jahren hat es der Bürgermeister es nicht geschafft, einen Anbau am Hortgebäude zu realisieren?

Ist der Neubau eines Rathauses, die Schaffung einer weiteren großen Kita, obwohl bereits fast jedem Kind in dieser Altersgruppe ein Platz angeboten werden kann, oder der völlig überdimensionierte Ausbau des Kieferndammes mit Rad- und Fußwegen auf beiden Straßenseiten wirklich wichtiger, als die Hortkinder unterzubringen?

Und selbst wenn die Unterbringung der betroffenen Kinder irgendwie bis zum 5. August klappt: Die Betreuungssituation ist – wie in den vergangenen Monaten bereits in verschiedenen Medien ausführlich berichtet – desolat. Es gibt zu wenig Erzieher, zu viele verhaltensauffällige Kinder und es hat wohl niemand der Eltern der künftigen Erstklässler derzeit ein gutes Gefühl dabei, das eigene Kind überhaupt in den Hort zu schicken. Eher macht sich Panik breit, ob man sein Kind heil wieder abholen kann. Doch Alternativen für berufstätige Eltern gibt es jedoch auch nicht.

Im Hort „Tausendfüßler“ an der Bürgelschule ist die Situation ähnlich, dort soll nun aber durch einen Anbau zumindest das Platzproblem bis Ende 2014 endlich gelöst werden.

Was die Bereitstellung zusätzlichen Personals betrifft, schieben sich Gemeinde und Kreisverwaltung seit Monaten gegenseitig die Verantwortung zu – auf dem Rücken der Schöneicher Kinder und Eltern. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Der parteiunabhängige Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordnete Dr. Philip Zeschmann hat sich der Sache angenommen und bei der Kreisverwaltung interveniert. „Die Situation für Kinder wie Eltern ist unhaltbar und unerträglich. Deshalb habe ich der Kreisverwaltung deutlich gemacht, dass für die personellen Engpässe bis spätestens zum Tag des Schulbeginns eine Lösung her muss. Am 19. Juni soll nun endlich noch ein Termin mit den betroffenen Amtsleitern für Jugend und Soziales sowie der zuständigen Dezernentin durchgeführt werden, den ich mit der Leiterin unseres Horts und Vertretern der Elternschaft wahrnehmen werde“, so Zeschmann.

Die betroffenen Eltern verlangen vom Bürgermeister, den Gemeindevertretern, der Gemeinde- und der Kreisverwaltung, dass sofort eine schnelle, unbürokratische Lösung gefunden wird. Was hier gerade geschieht, ist für unsere angeblich so kinderfreundliche Gemeinde eine absolute Blamage und für alle Betroffenen nicht hinnehmbar. Eine Entschuldigung der Verursacher bei der Betroffenen wäre absolut angebracht!

Die Unabhängigen Bürger Schöneiche

 

 

 

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