Antwort an Herrn Viertel, bzgl. seines Artikels in SCHÖNEICHE KONKRET, Dezember 2014

Lieber Herr Viertel,

dankenswerterweise ermöglichen Sie den Bürgern in Schöneiche durch Ihren Artikel „Klares ‚Ja aber‘ zum Montessori-Campus“, In: Schöneiche konkret, Dezember 2014, S. 12 eine erneute Diskussionsmöglichkeit zum Privatschulprojekt MONTESSORICAMPUS in Schöneiche.

Leider vertreten Sie weiterhin die gleichen Thesen und Behauptungen – ich benutzte hier genau diesen Begriff, da Sie keine „Argumente“ benutzen – , die Sie bereits im Kreis des Fachausschusses „Schule, Bildung, Soziales“ benutzt haben und deshalb möchte ich zumindest über das Online-Medium hier eine breitere Öffentlichkeit schaffen, um anderen Bürgern eine rational begründete, auf Argumenten beruhende Meinungsbildung zu ermöglichen.

Ich möchte zunächst Ihre Behauptungen entkräften:

Sie behaupten:

1. eine mögliche Montessori-Oberschule würde „aller Voraussicht nach mehrheitlich von externen Schülerinnen und Schülern genutzt“ und deshalb ist es Ihrer Meinung nach nicht die Aufgabe der Gemeinde Schöneiche ein neues Angebot im Bildungsbereich zu ermöglichen. D.h., da auch Schüler und Schülerinnen aus anderen Gemeinden diese Schule besuchen würde, möchten Sie, dass Schöneiche dafür kein Geld ausgibt.

Dazu als Entgegnung (1): Es ist keinesfalls sicher, dass „mehrheitlich“ „externe“ Schülerinnen und Schüler diese neue Oberschule in Schöneiche besuchen werden. Das behaupten Sie einfach, ohne klare Faktenlage. Dies ist also kein Argument, sondern eine Behauptung, mit dem Ziel dieses Projekt abzulehnen. Dies entspricht Ihrer Taktik, da Sie keine Privatschulen in Schöneiche wollen. Zur Meinungsbildung für Schöneicher Bürgerinnen und Bürger dient es nicht, da es kein Argument ist, genauso könnte ich behaupten, Tempo 30 in ganz Schöneiche würde das Unfallrisiko um 50 % verringern. Ihre Behauptung ist also für eine echte Diskussion unbrauchbar.

Dazu als Entgegnung (2): Ihr Argument, dass externe Schülerinnen und Schüler auf diese neue Oberschule in Schöneiche kommen würden und dadurch „Externe“ die Schule, die mit Schöneicher Geldern mit gebaut wurde, nutzen würden und deshalb Schöneiche für diesen Schulbau kein Geld ausgeben soll, da „Externe“ diese Schule nutzen könnten, ist eines Linken unwürdig: Zur Faktenlage! Bisher gehen Oberschüler aus Schöneiche nach Erkner oder in andere Gemeinden oder nach Berlin auf die Oberschulen/Gymnasien, bspw. nach Friedrichshagen auf das Gerhard-Hauptmann-Gymnasium, es gehen aber auch Schülerinnen und Schüler aus Schöneiche bis nach Berlin-Friedrichshain (!) auf ein Gymnasium. Schülerinnen und Schüler aus Schöneiche, die dies tun, sind auf diesen Schulen „Externe“.  Kein Mensch in Berlin stört sich daran, ich unterrichte Schülerinnen und Schüler aus Schöneiche in Berlin, bei mir müssen diese Schüler nicht leiden, weil sie „Externe“ sind, auch bekommen die Eltern in Schöneiche keine Briefe vom Senat von Berlin, in denen sie ermahnt werden, als „Externe“ doch Berliner Schulen zu verlassen oder in denen Ihnen vorgeworfen wird, dass sie durch ihr Externendasein Berlin finanziell ruinieren (das tut Berlin schon ganz allein).

Sie sehen Herr Viertel Ihr Argument, externe Schüler würden diese neue Oberschule besuchen und deshalb sollte sie Schöneiche nicht finanziell unterstützen, ist für jeden Linken ein „Argument der Schande“: Linke Politik sollte solidarisch, international und inklusiv sein, Ihr Argument ist exklusiv, egoistisch und provinziell.

Ich finde, eine reiche Gemeinde wir Schöneiche, die m.E. häufig Ihr Geld einfach falsch einsetzt, sollte anderen ärmeren Gemeinden helfen: Schöneiche ist die größte Gemeinde im westlichen Teil des Landkreises und sollte solidarisch, offen und inklusiv reagieren. Eine Schule, die externe Schülerinnen und Schüler anzieht, zieht auch ihre Eltern an und ihre Freunde und viele Menschen werden sagen, Schöneiche ist eine schöne Gemeinde, hier lohnt es sich in die Schule zu gehen, vielleicht sogar zu arbeiten oder zu wohnen. Die neue Montessori-Schule würde sich also dreifach rentieren, eine mögliche Investition hätte eine dreifache Rendite für unsere Gemeinde, es wäre eine Wachstumsmöglichkeit und durch den Zuzug von jungen Familien eine demografische Chance für Schöneiche.

Es ist wirklich schade Herr Viertel, dass Sie als junger Mensch sich dieser Chance für Schöneiche verschließen. Die LINKE schlägt damit eine ganzheitliche Chance der Entwicklung für Schöneiche aus, d.h., die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse in Schöneiche könnten optimiert werden durch diese Investition und diese Schule und dies müsste nach dem gängigen Verständnis von linker Politik doch genau die Linie der LINKEN sein. Sie ergreifen aber diese Chance nicht mit  einer Unterstützung des Montessori-Campus, sondern legen sich einseitig auf eine STAATLICHE OBERSCHULE fest, die aber ganz bestimmt nicht kommen wird.

Ihr Argument ist unter anderem: „Mehrfach gab es Anläufe zur Eröffnung einer Privatschule, die jedes Mal am Rückzug der Träger gescheitert sind.“ Ja warum wohl, Herr Viertel, haben Sie sich diese Frage schon einmal grundsätzlich gestellt. Ich möchte Ihnen einmal die Perspektive eines Montessori-Investors kurz skizzieren, der z.B. Ihre Beiträge liest und im Fachausschuss Ihre Diskussionsbeiträge hört. Der sagt sich ganz einfach, es ist klar, die in Schöneiche wollen uns nicht, die lehnen unsere Pädagogik ab, ohne sie zu kennen (wenn Sie sich wirklich mal über Montessori-Padagogik informieren wollen, schauen sie bspw. doch mal auf http://www.montessori.de/, da werden Sie viele Argumente finden, die auch eine linke Seele ideologisch erfreuen müsste), die möchten uns gar kein Geld geben, na dann überlegen wir uns doch nochmals, ob wir dort einen Standort errichten wollen. Ein privater Träger muss nämlich rentabel investieren, nur staatliche Investitionen können sich es leisten, Milliarden in den Sand zu setzen (bspw. in den märkischen: BER), ohne solide finanzielle Kalkulation, weil sowieso alles der Bürger zahlen muss, letztendlich ist dies zwar verantwortungslos, aber gängige Praxis in der Politik. Ein privater Investor hat diese Möglichkeit nicht  so opulent, wie der Staat und deshalb wird sich jeder private Schulträger von Ihrer Politik abgeschreckt fühlen und daduch wird jedes Privatschulprojekt scheitern, so dass Ihr Argument: „Mehrfach gab es Anläufe zur Eröffnung einer Privatschule, die jedes Mal am Rückzug der Träger gescheitert sind.“ nur eine Konsequenz der Politik der LINKEN ist: Sie sind dafür verantwortlich, dass dies passiert und das Schlimme ist, Sie finden es auch noch gut. Diese Politik ist schüler- und elternfeindlich und vor allem bildungsfeindlich, sie ist elitär und nicht links, sie ist unsolidarisch und nicht international, sie versucht nicht Probleme zu lösen, sondern lässt Schöneiche auf unabsehbare Zeit mit dem Problem allein, dass es keine Oberschule mehr hat.

Aber da ist ja Ihr Argument: Das ist alles sowieso nur ein „Luxusproblem“, denn wir können ja die Schulen der anderen nutzen, ohne etwas dazu zu bezahlen, denn in Friedrichshagen zahlt BERLIN, in Rüdersdorf eben Rüdersdorf und in Erkner halt Erkner. Ist doch schön, wenn andere für uns zahlen, wir in Schöneiche Geld sparen können und dazu noch unserem Dogma treu bleiben können: Privatschulen sind Teufelszeug, nur eine staatliche Schule garantiert Gleichheit für alle. Wie schräg ist das denn? Das ist keine linke Politik, sondern unverantwortliches Ausnutzen der anderen Gemeinden und schädigt das Ansehen unserer Gemeinde.

Eine so große Gemeinde wie Schöneiche, die größte im westlichen Landkreis und eine – relativ gesehen – so reiche Gemeinde wie Schöneiche müsste sich verpflichtet fühlen, solidarisch im Landkreis Schulplätze zu schaffen und eine Montessori-Schule wäre dazu eine ideale Möglichkeit, schade Herr Viertel, dass Sie und Ihre Partei diese Solidarität vermissen lassen.

Und nun noch ein persönliches Wort: Betrachten Sie meinen Beitrag als eine Argumentation im Sinne des Kantschen „Kampfplatzes der Vernunft“ (Kritik der reinen Vernunft). Es geht mir um eine solide argumentative Erörterung des Oberschulproblems in Schöneiche, das für viele Kinder und Eltern dieser Gemeinde echt kein „Luxusproblem“ ist … . Mein Standpunkt ist dabei durchaus kämpferisch und liberal, aber stets „vernünftig“ und keine ideologisch-dogmatische Verweigerungshaltung, die ich leider bei Ihnen attestieren muss.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen persönlich ein schönes und friedvolles Weihnachtsfest und freue mich bereits auf die nächsten Debatten im Fachausschuss der Gemeinde Schöneiche.

 

Dr. Peter Stolz,  FDP Schöneiche

Peter Stolz

4 Gedanken zu „Antwort an Herrn Viertel, bzgl. seines Artikels in SCHÖNEICHE KONKRET, Dezember 2014

  1. Lutz Kumlehn

    Lieber Peter Stolz,

    ganz herzlichen Dank für diese präzise Beschreibung der Tatsachen.

    Lutz Kumlehn
    Fraktionsvorsitzender CDU/BBS/FDP

  2. Fritz R. Viertel

    Sehr geehrter Herr Dr. Stolz,

    schade, dass Sie Ihre Vorweihnachtszeit dazu verwenden, im Internet Beschimpfungen zu verfassen, die obendrein noch offensichtlich von reichlich Unwissen hinsichtlich der Verantwortlichkeiten und Kompetenzen von Landesregierung, Kreisen und Gemeinden im Land Brandenburg sowie der Schuldiskussionen der Vergangenheit in Schöneiche geprägt ist.

    Sehr schade außerdem, dass Sie sich auf ein solches Diskussionsniveau begeben, nachdem wir zu eben diesem Thema bisher mehrere intensive, aber sachliche und angenehme Diskussionen in der Sache geführt haben. Daher sollten Sie meine Position eigentlich besser kennen, als Ihre o.g. Ausführungen verraten.

    Mir fehlt jetzt die Zeit, inhaltlich darauf einzugehen. In der Hoffnung, dass Sie dann wieder zu einer sachlichen Auseinandersetzung bereit sind, hole ich das aber gern nach den Feiertagen nach.

    Ich bitte Sie für die weitere Diskussion über meinen Beitrag, auch dessen ersten Teil zu lesen, der in der „SchöKo“ bereits im November veröffentlicht wurde. Den komletten Artikel finden Sie unter http://www.linke-schoeneiche.de.

    Bis dahin wünsche ich Ihnen eine friedlich und erholsame Weihnachtszeit!

    Mit freundlichen Grüßen

    Fritz R. Viertel,
    Mitglied der Gemeindevertretung,
    Vorsitzender DIE LINKE Schöneiche bei Berlin

    • Lutz Kumlehn

      Lieber Fritz,

      in der Sache hat er recht.

      Grüße

      Lutz Kumlehn

  3. Thomas Fischer

    Sehr geehrter Herr Dr. Peter Stolz,

    ich habe eben Ihren Kommentar zur Thematik „Fritz Viertel und der Schöneicher Montessori Campus“ gelesen und möchte Ihnen ganz spontan für ihre Argumentation einfach mal sagen: Herzlichen Dank und Chapeau!

    Es würde auch der Gemeindepolitik in Schöneiche gut tun, wenn es mehr Beiträge dieser Art gäbe! Denn damit könnte man sich vorzüglich argumentativ auseinandersetzen (so man wollte) und müßte nicht seine Zeit damit vertun, ideologisch-bornierte Parteienprogrammatik aus dem Felde zu schlagen.

    Beste Grüße,
    Thomas Fischer
    ehem. Gemeindevertreter

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