Pegida, Bärgida, Schöneiche und eine fast vergessene Geschichte.

Es war ein kühler nebliger Tag in den  90zigern als meine Nachbarin aufgeregt bei mir klingelte. „Wir haben jetzt Ausländer in unserer Straße. Die sind vor dem Krieg in Serbien geflüchtet.“ Noch ehe ich antwortete, sah ich sie. Es waren drei. Sie gingen vorbei und nickten uns freundlich zu. Später stellte sich heraus, es waren viel mehr. Die Einwohnerzahl unserer Straße hatte sich quasi über Nacht verdoppelt. Sie bewohnten vorne ein Haus, aus dem gerade eine vierköpfige Familie ausgezogen war. Hinten im Garten stand noch ein baufälliges Etwas. Nun kam Bewegung in die Straße. Bretter, Dachpappe und Steine wanderten durch diese. Nach ein paar Wochen war auch das zweite kleine Haus bewohnbar. Selbst ein Laie sah, dass sie was vom Fach verstanden. Mittlerweile kannten wir sie alle. Das freundliche Nicken war längst einem freundlichen Guten Tag gewichen, und die ganze Straße fieberte der Geburt eines Babys entgegen, das bald der Liebling der Straße wurde. Längst waren wir normale Nachbarn und Nachbarschaftshilfe wurde groß geschrieben. Fragte man sie, ob sie was für ihre Hilfe bekommen, lehnten sie stets energisch ab.
„Wir haben bei Euch das Beste, wir dürfen hier im Frieden leben.“
Irgendwann gab es ein großes Fest. Unsere Straße glich einer Völkerwanderung. So viel „Fremde“ und wir mittendrin! Wir feierten das Ende des Krieges in ihrem Land, und dass sie bald wieder nach Hause können.
Es war eine laue Sommernacht,  es fehlte keiner. Alle standen wir auf der Straße, Umarmungen und Tränen. Bald fuhren sie zurück, in ihre Heimat, für immer.
Als ich zwei Jahre später Urlaub in diesem Land machte, fuhr ich durch das Tal in dem einst Winnetou im Film eine Friedenspfeife geraucht hatte. Ein großes Dorf, zwischen den Häusern waren keine Zäune und  Menschen gab es nicht in diesem Ort. Schöne Häuser standen neben ausgebrannten. Überall Einschüsse. Warum nur?

Warum nur gibt es in unserem Land Menschen, die gegen Menschen demonstrieren, die vor dem Krieg flüchten?

Jeder der vor Krieg und Gewalt flüchtet, sondern friedlich leben will, ist bei uns  willkommen. Daran ändern Pegida und Bärgida nichts.

Peter A. Pohle (FDP)

Peter A. Pohle
Peter A. Pohle ist Gemeindevertreter (FDP) und Vorsitzender des Ortsentwicklungsausschuss der Gemeindevertretung Schöneiche bei Berlin.