Rathausnachrichten Quo vadis?

Seit Juni 2012 erscheint vierteljährlich das gemeindeeigene Informationsblatt „Rathausnachrichten“. Auf stolzen vier Seiten finden sich Gedanken des Bürgermeisters, Informationen über den Winterdienst und Organisatorisches wie z.B. Öffnungszeiten der Gemeinde. Seit der ersten Ausgabe 2012 finden sich drei Pinguine mit einer „lustigen“ Bildunterschrift auf der Titelseite. Versucht die Gemeinde mit der vierteljährlichen Darstellung von Königspinguinen ein eigenes Meme zu entwickeln? Welches Genie steckt dahinter? Sollte man nicht meinen, dass Satire und dergleichen bei einem Gemeindemagazin eher in den Innenteil gehören sollte? Die Idee ein tierisches Meme zu verwenden ist ja in Schöneiche nichts Neues. Der Schöneicher Kater aus der „Schöneiche Konkret“ erfreut sich stetiger Beliebtheit, jährlich wird der Eichkaterlauf mit einem Eichhörnchen als Logo durchgeführt und schließlich ist die Grundschule I allgemein als „Storchenschule“ bekannt. Warum sollte die Gemeinde nicht auch ein tierisches Motiv auswählen? Ich wäre ja eher für einen Storch gewesen – das passt irgendwie mehr zu Schöneiche. Aber Ausgabe für Ausgabe dieselben Pinguine auf die Titelseite zu setzen ist nicht nur einfallslos, sondern auch stumpf.

Wo wir schon bei den Pinguinen sind – im Impressum wird angegeben, dass diese Pinguine unter CC-Lizenz stehen würden und von User „JustinBieberFreakyx3“ auf der Seite Pigs.de hochgeladen worden sind. Geht man auf diese Seite findet man die Pinguine auch recht schnell und könnte meinen, dass sie unter CC-Lizenz stehen würden, wie dort angegeben ist. Ein jeder Windows 7-Benutzer, der schon mal in den windowseigenen Hintergrundbildern gestöbert hat, dürfte das Bild allerdings sofort erkennen. Wenn Sie selbst Windows 7 in der Professional-Version besitzen, können Sie die Pinguine ganz einfach wiederfinden: Machen Sie hierzu einen Rechtsklick auf ihren Desktop und wählen Sie „personalisieren“. Dort dann unten links „Desktophintergrund“ anklicken und wählen Sie dann im Dropdownmenü „Natur“. Hier finden Sie die Pinguine.

Die Bildrechte liegen hier ganz klar bei der Microsoft Corporation und stehen nicht unter CC-Lizenz. Microsofts offizielle Aussage über die Verwendung von bereitgestellten Desktop-Hintergründen lautet: „Diese Desktophintergründe (Hintergrundbilder) enthalten geistiges Eigentum von Microsoft und Drittanbietern. Sie werden nur zur persönlichen Verwendung zum Download bereitgestellt. Andere Arten der Verwendung, auch die Weitergabe von Desktophintergründen oder andere Verhaltensweisen, die einen Verstoß gegen die jeweils geltenden Nutzungsbedingungen bzw. Microsoft-Software-Lizenzbedingungen darstellen, sind untersagt. „ Das heißt, dass die Gemeinde die witzigen Pinguine noch nicht einmal verwenden darf, da sie die Lizenz dazu nicht besitzt, genausowenig wie der User, der das Bild auf die Seite Piqs.de hochgeladen hat.

Abgesehen davon, möchte ich nun auf den restlichen Inhalt eingehen: Ein Großteil von dem was sich in diesem Informationsblatt findet, kann man sowieso im Amtsblatt, als auch auf der Internetseite der Gemeinde nachlesen. In der letzten Ausgabe konnte man auf der letzten Seite ein „Freizeit-ABC“ finden, mit Aktivitäten, Orten und Veranstaltungen in Schöneiche. Das wirkt so, als ob Jemand krampfhaft versucht hat, die vier Seiten voll zu bekommen, wie bei einer Schülerzeitung. Eine kostensparende Alternative wäre ja das Informationsblatt komplett zu streichen oder sich in einer bereits vorhandenen Zeitung einzumieten. Bei „Schöneiche Konkret“ wird aktuell angegeben, dass ein einseitiger Imageartikel 450,00€ kostet, das wären bei vier Seiten und viermal im Jahr 7200,00€ und wir reden hier von Imageartikeln, bei denen bereits eine redaktionelle Leistung mit einkalkuliert ist. Die Stadt Erkner nutzt beispielsweise das Werbemagazin „Kümmels Anzeiger“. 2012 versuchte bereits das Bürgerbündnis Schöneiche mit den „Neuesten Schöneicher Nachrichten“ ein eigenes Infoblatt zu etablieren, allerdings verwarf man das Projekt wahrscheinlich.

Warum ich mich so über die Rathausnachrichten aufrege? Weil dieses Blatt überaus hohe Kosten verursacht. So ein vierseitiges Informationsblatt ist zwar schnell geschrieben und auch die Druckkosten mögen sich in Grenzen halten, aber da es sich hier auch um eine Postwurfsendung handelt, landen wir bei einer beachtlichen Summe. Der letzte Haushalt hat gezeigt, dass an allen Ecken und Enden Geld fehlt, aber für so ein Blatt wird das Geld ausgegeben.

 

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Ein Gedanke zu „Rathausnachrichten Quo vadis?

  1. Philip Zeschmann

    Lieber Ebsen Zähler,

    vielen Dank für diesen interessanten und gut nachvollziehbaren Artikel.

    Was die so geannten Rathausnachrichten grundsätzlich betrifft, habe ich bereits mehrfach in der Gemeindevertretung einen Antrag gestellt diese abzuschaffen – zuletzt wieder bei den Haushaltsberatungen für das Jahr 2015 im Herbst letzten Jahres.

    Denn ich halte diese Veröffentlichung für eine nicht zulässige Werbung für den Bürgermeister und seine Politik – und mit unseren Steuergeldern und damit auf Kosten von uns allen! Parteien und erst Recht Wählergruppen auf kommunaler Ebene habe diese Möglichkeit des Rückgriffs auf Steuergelder nicht und werden damit systeamtisch benachteiligt.

    Schon aus Gründen eines fairen poltischen Wettbewerbs gehört dieses Organ deshalb unbedingt abgeschafft und aufgrund unserer angspannten Ahuashlatslage erst Recht.

    Dr. Philip Zeschmann
    Gemeindevertreter

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