Das Gehirn ist schuld – warum Neujahrsvorhaben scheitern

Wir beschließen abzunehmen, mit dem Rauchen aufzuhören, mehr Sport zu treiben und, und, und. Neujahr ist für viele Menschen wie ein Neustart, der Jahreswechsel also die perfekte Zeit, eingeschliffene Verhaltensweisen zu überdenken und sich neue, ambitionierte Pläne vorzunehmen. Im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit befragt das Forsa-Institut seit 2006 bundesweit mehr als 3000 Männer und Frauen. Knapp 40 Prozent der Befragten machen sich jedes Jahr Vorsätze. Doch mindestens die Hälfte oder – nach einer Untersuchungen des Britischen Psychologen Richard Wiseman – fast 90 Prozent schaffen es nicht, diese auch umzusetzen. Warum das so ist, sagt uns die Hirnforschung und sie gibt auch Hinweise, was man dagegen tun kann.

Um einen Vorsatz wirklich umzusetzen, bedarf es einer gewissen Willensstärke und die ist in der Großhirnrinde direkt hinter der Stirn lokalisiert, dem so genannten präfrontalen Cortex. Diese Gehirnregion ist aber nicht nur für die Willensstärke allein zuständig, sie ist auch am Kurzzeitgedächtnis, an der Fähigkeit sich auf etwas zu fokussieren und an der Lösung abstrakter Probleme beteiligt und wahrscheinlich noch an anderem mehr. Der präfrontale Cortex ist also ziemlich beschäftigt. Auf dieses Fakt zielte ein Experiment an der Stanford University in Kalifornien. Der Neuromarketing-Professor Baba Shiv teilte mehrere Dutzend Studenten in zwei Gruppen: Die eine musste sich eine zweistellige Zahl merken, die andere eine siebenstellige. Dann bot man den Studenten zwei Snacks zur Auswahl an: ein Stück Schokoladentorte oder ein Schälchen Obstsalat.
Was, denken Sie, geschah?

Die Studenten, die sich die siebenstellige Zahl merken sollten, griffen mit nahezu zweifach höherer Wahrscheinlichkeit zur Schokoladentorte als die Versuchspersonen mit der zweistelligen Zahl. Professor Shiv interpretiert das so, dass der präfrontale Cortex mit dem Merken der siebenstelligen Zahl so ausgelastet war, dass er die Willenskraft nicht mehr aufbringen konnte, den gesunden dem ungesunden, kalorienreichen Nachtisch vorzuziehen. Wenn das stimmt, würde es bedeuten, dass unsere Willenskraft so schwach und der präfrontale Cortex so ausgelastet ist, dass schon 5 Bits zusätzlicher Information ausreichen, um uns gute Vorsätze über Bord werfen zu lassen.

Dieses kleine Experiment zeigt, dass wir nicht unsere mangelnde Disziplin verantwortlich machen sollten, wenn wir unsere Vorsätze nicht einhalten, sondern dass unsere Willenskraft einfach aufgrund der Natur unseres Gehirns nicht stark genug ist. Und jetzt, wo wir wissen, warum es meist nicht funktioniert gute Vorsätze umzusetzen, sollten wir einen Blick auf das werfen, was uns dabei vielleicht helfen kann.
Wie man Neujahrs-Vorsätze halten kann

Professor Roy Baumeister, ein Psychologe der Florida State University, sieht Willenskraft wie eine Art Muskel, der gestärkt werden kann, indem man ihn trainiert. Er bat eine Gruppe von Studenten, zwei Wochen lang auf eine bessere Körperhaltung zu achten, und brachte sie so dazu, auf diesem Gebiet mentale Disziplin zu trainieren. Diese Studenten zeigten danach deutlich bessere Werte bei der Messung ihrer Selbstkontrolle als Versuchspersonen, die nicht auf Ihre Körperhaltung geachtet hatten.

Willenskraft zu üben, scheint also möglich zu sein, wenn es auch die harte Schule ist, um beim Umsetzen von Vorsätzen durchzuhalten. Doch – sehen wir der Wahrheit ins Gesicht – allein so wird es wahrscheinlich nicht funktionieren. Sehen wir uns also drei Erfolgsstrategien an:
Erfolgsstrategie 1: Nur einen Vorsatz, nicht gleich mehrere

Wenn das Gehirn schon von ein paar Ziffern überfordert ist, wie viel mehr wird es überfordert sein, wenn Sie sich mehrere Projekte gleichzeitig vornehmen, wie mit dem Rauchen aufzuhören und abzunehmen. Also nie mehrere Vorsätze gleichzeitig vornehmen!
Erfolgsstrategie 2: Erreichbare Ziele setzen

Ein Vorsatz wie „Im nächsten Jahr möchte ich abnehmen“ ist viel zu unspezifisch und wird mit Garantie in die Hose gehen. Es ist erfolgversprechender, sich kleine, erreichbare, konkrete Ziele zu setzen und so in überschaubaren Einzelschritten letztlich zum Ziel zu kommen. Diese schrittweise Veränderung Ihrer täglichen Routine vermittelt Ihnen immer wieder kleine Erfolgserlebnisse und vor allem das Gefühl, jederzeit die Kontrolle zu haben.
Erfolgsstrategie 3: Positiv denken und sich belohnen

Und als wichtigstes von allem, benutzen Sie Ihre Vorsätze nicht als Knüppel, um sich irgendwo hin zu treiben. Blenden Sie vielmehr die negativen Aspekte Ihres Vorhabens aus und konzentrieren Sie sich darauf, was diese kleinen Veränderungen in Ihrem zukünftigen Leben Gutes bringen werden. Und belohnen Sie sich für jeden erfolgreichen Schritt, jeden kleinen Sieg, das ist wichtig für Motivation und Selbstbewusstsein. (Kleiner Tipp: Wenn Abnehmen Ihr Vorsatz ist, belohnen Sie sich nicht mit Schokotorte).

Quelle https://www.brain-effect.com/magazin/das-gehirn-ist-schuld-warum-vorsaetze-fuers-neue-jahr-scheitern

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Redaktion Schöneiche Online