Warum eine Schöneiche-App keine gute Idee ist

In der vergangenen Einwohnerversammlung sprach der Bürgermeister davon, die digitalen Strukturen der Gemeindeverwaltung zu modernisieren. In diesem Zusammenhang wurde auch die mögliche Entwicklung einer App, wie in Erkner erwähnt.

Diese kleinen mobilen Anwendungen sind allerdings sehr tückisch und ich möchte hier darstellen, warum eine Schöneiche-App keine gute Idee ist und was stattdessen unternommen werden sollte.

Fangen wir ganz vorne an: Die Gemeinde Schöneiche hat eine eigene Webseite, deren Design nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Anforderungen für solche Webseiten sind mittlerweile digitale Barrierefreiheit und responsive Designs. Das sind für viele wahrscheinlich Fremdwörter, aber im Grunde ganz einfach:

Digitale Barrierefreiheit bezeichnet die Gestaltung einer Webseite, für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen. Dazu werden Funktionen wie Textvergrößerung implementiert. Alle Bundesbehörden in Deutschland bieten das auf ihren Seiten an.

Responsive Design bezeichnet den Aufbau einer Webseite, die sich an das jeweilige Endgerät anpasst. Sprich: Auf dem Smartphone ist sind den Menüs verschachtelt, um Platz zu sparen. Schöneiche-Online beispielsweise passt sich je nachdem, ob es mit dem Tablet, Smartphone oder Desktop-Rechner erreicht wird, an das Gerät an. Wir benutzen dazu ganz einfach WordPress mit einem bewährten Thema.

Was würde man also mit einer App, also einer mobilen Anwendung erreichen können? Erkner hat bereits eine App, die jeder mit einem Android- oder Apple-Smartphone ausprobieren kann. Sie bietet im Grunde genommen nur eine nette Übersicht aus den verschiedenen Inhalten, die auch auf der Seite unserer Gemeinde zu finden sind. Man erreicht sehr schnell einen Stadtplan, eine Übersicht mit allen Unternehmen von A bis Z und über eine „Was erledige ich Wo“-Seite sind von Abfall über Amtsgericht bis Vermessungsbüro alle wichtigen Adressen eingetragen.

Allerdings ist die Entwicklung einer App für eine Stadt oder einer Gemeinde meist kein großer Gewinn. Warum das so ist, möchte ich hier kurz darlegen:

  • Apps schließen alle Benutzer mit inkompatiblen Geräten aus. Das heißt, nur Nutzer mit entsprechenden modernen Geräten können die Anwendung benutzen. Ausgeschlossen sind auch Benutzer, die über die Endgeräte verfügen, aber aus verschiedenen Gründen keine App installieren können, wollen oder dürfen. Nutzer anderer Betriebsysteme, wie zum Beispiel Windows Phone sind möglicherweise ausgeschlossen.
  • Apps benötigen Updates. Google und Apple veröffentlichen alle Jahre neue Versionen ihrer Betriebssystem Android und iOS. Die Apps sollten den Sicherheitsanforderungen der Betriebssysteme ensprechen und damit entstehen Folgekosten für die Entwicklung.
  • App ist nicht gleich App. Es gibt viele Apps, die einfach schlecht sind und von den Benutzern nicht angenommen werden. Gerade Apps, die nur gelegentlich genutzt werden, fliegen bei vielen Benutzern wieder vom Smartphone, um Speicherplatz zu sparen. Statista hat ermittelt, dass ein Großteil der Verbraucher gerade mal 11-20 Apps auf ihrem Smartphone installiert haben.
  • Zurzeit scheint der Markt ausgeglichen: Die Mehrheit der mobilen Benutzer in Deutschland verwendet Android. Aber der Markt kann sich auch innerhalb weniger Jahre wieder ändern. Demnach könnte es sein, dass die Entwicklung einer solchen App, dann an den Benutzern vorbeigeht.
  • Zielgruppe: Wer soll die App benutzen? Soll sie für Touristen sein? Soll sie für Einheimische sein? Bei der Erkner-App bleibt genau das unklar.
  • Kosten/Nutzen: Wie viele Menschen würden bestenfalls die App benutzen? Lohnt sich für diese Menge überhaupt die Investition der Entwicklungskosten?
  • Die offizielle Service-App des Landes Berlin wurde im für Android gerade einmal 50.000 mal heruntergeladen und hat miese Bewertungen bekommen.

Lösungen:

  • Die Webseite der Gemeinde neu gestalten – mit einem responsive Design ist es möglich, die Benutzbarkeit der Webseite für wirklich alle Benutzer zu verbessern. Eventuell hilft hier der Einsatz von bewährten CMS-System, wie zum Beispiel Typo3 (wird von erkner.de und von moz.de benutzt) oder auch WordPress (wird von Schöneiche-Online genutzt). WordPress als auch Typo3 stehen unter GNU Lizenz, sind also kostenlos, es müsste nur Jemand einrichten.
  • Von Neuenhagen lernen heißt siegen lernen: Die Nachbargemeinde hat ihre Webseite mithilfe des Projekts „Brandenburg vernetzt“ gebaut. Greift man auf die Webseite der Gemeinde Neuehagen mit einem Smartphone zu, bekommt man die Möglichkeit zwischen der Seite von „CityGuide“ und der klassischen Webseite zu wählen. CityGuide bietet genau das, was Erkner auch mit seiner App bietet, nur eben im Web mit einem mobile-freundlichen Design. Optional bietet CityGuide auch eine App für die jeweiligen Orte. CityGuide stellt auch Services für Leipzig und Berlin zur Verfügung. Wir können aber noch mehr von Neuenhagen lernen: Zum Beispiel vom Aufbau der Webseite. Die Startseite ist ein sehr übersichtliches Portal und erschlägt den Benutzer nicht mit Inhalten. Die Webseite selbst hat sogar eine gewisse digitale Barrierefreiheit: Die Schrift lässt sich vergrößern.
  • Social Media – Einige Gemeinden und Bürgermeister aus der Region benutzen Twitter und Facebook. Beeskows Bürgermeister nutzt sehr geschickt den Kurznachrichtendienst Twitter und der Bürgermeister von Fredersdorf-Vogelsdorf erreicht viele Bürger über Facebook. Social Media hört nicht bei Facebook und Twitter auf. Es geht noch viel weiter: Durch den Einsatz weiterer Platformen, wie z.B. Instagram, kann man auch für Tourismus werben. Das kostet kaum Geld und könnte sogar von den Mitarbeitern der Gemeinde ohne viel Aufwand erledigt werden.
Fabian Zielke
Fabian Zielke ist stellvertretender Vorsitzender von Schöneiche Online e.V. und Mitglied des Ortschronikfachbeirats.