Schöneiche damals und heute | Foto-Ausstellung von Dr. Wolfgang Cajar im Rathausfoyer

Artikel auf BAB Lokalanzeiger (lh). Urkundlich erwähnt wurde Schöneiche bereits im Jahr 1375. Doch Schöneiche, wie man es heute kennt, existiert erst seit ungefähr 100 Jahren. Doch auch seitdem hat sich die Waldgartenkulturgemeinde stark gewandelt. Eine Ausstellung im Schöneicher Rathaus dokumentiert diesen Wandel. Dr. Wolfgang Cajar, Mitglied des Ortschronikfachbeirats, streift schon viele Jahre durch die Schöneicher Dorfgeschichte. „Die Ausstellung war gewissermaßen ein Abfallprodukt“, sagt er. Über die Jahre hat er so viel Material angesammelt, dass es sich anbot, diese Bilder aufzuarbeiten. In Bilderrahmen sind die Fotografi en gegenübergestellt – ein historisches Foto und ein Bild aus der Gegenwart. Schöneiche und Klein Schönebeck exisitieren zunächst als voneinander unabhängige Dörfer am Mühlenfl ieß. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann dann ein rasanteres Wachstum, die Villenkolonie Schöneiche wurde gegründet und viele, meist wohlhabende Berliner zogen vor die Tore der Stadt ins Grüne. Im Jahre 1892 wurde Fichtenau gegründet, hier lebten vor allem viele Beschäftigte im Staatsdienst. Waren es um 1910 um die 880 Einwohner, so lebten hier 1939 schon über 9.000.
Ein Faktor, der diesen enormen Zuzug bedingte, war der Bau der Straßenbahnlinie, die den Industriestandort Rüdersdorf mit Berlin verband. Die damalige Hauptstraße, so weiß Dr. Cajar, wurde oft als die Bölschestraße von Schöneiche bezeichnet – es gab viele Hotels, Restaurants und Kultur. Von diesem Glanz vergangener Tage ist in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße kaum noch etwas zu sehen. Wo heute das Rathaus steht, stand damals erst das deutsche Haus, das später den Namen „Grüne Aue“ trug. „Die hatten einen herrlichen Tanzsaal. Nur das Parkett war ein bisschen wellig“, da musste man immer aufpassen“, erzählt Cajar. Eine Besucherin erinnert sich, dass dieses Lokal eine Institution gwewesen sei und das Essen besonders gut geschmeckt habe.
Die Bilder zeigen das historische Schöneiche. Die ehemalige Bäckerei Zernicke in der Dorfaue beherbergt heute ein Fischrestaurant, der Charakter des Hauses ist erhalten geblieben. Hingegen hat man den Gasthof Grätz, in dem damals unter anderem der Kreisstraßenbetrieb untergebracht war, abgerissen. An dieser Stelle steht heute die Musikschule. 24 Motive, jeweils in zwei Versionen, zeigt die Ausstellung.
„Mir liegen alle am Herzen, ich möchte auf keines verzichten“, sagt Cajar auf die Frage, welches sein Lieblingsbild sei. Für ihn ist es wichtig, das Bewusstsein für die Vergangenheit zu erhalten und weiterzugeben.
„Um zu mahnen, das zu erhalten“, sagt er. Dabei deutet er auf ein Bild von einem Geschäftshaus in der Hauptstraße mit reich verzierter Fassade, Stuck und Türmchen. Heute sei davon nur noch ein kubischer Kasten geblieben. Zu DDR-Zeiten, erzählt er, fehlte das Geld, das Material und ein Stück weit auch das Geschichtsbewusstsein, und Türmchen, Giebel und Co. mussten weichen. Hinzu kam dann noch die Energieeinsparverordnung, die Eigentümer von Altbauten zwang, die historischen Fassaden hinter Dämmmaterial zu verstecken. Doch seit etwa zehn Jahren ließe sich erkennen, dass einige Häuser, zumindest äußerlich, wieder in ihren Urzustand zurückversetzt werden. Einige Schöneicherinnen und Schöneicher waren der Einladung zur Vernissage gefolgt, unter ihnen auch der ehemalige Bürgermeister Heinrich Jüttner.
Sein Nachfolger und Amtsinhaber Ralf Steinbrück zeigte sich beeindruckt. „Ich frage mich, wo Sie die Zeit hernehmen neben Ihrem Engagement im Naturschutz, als Historiker und Autor.“
Wolfgang Cajar überreichte dem Bürgermeister seine gebundene Sammlung von über 80 Motiven für das Ortsarchiv. Zudem dankte er allen Unterstützern, die ihm Postkarten zur Verfügung gestellt haben. Die Fotodokumentation kann bis Ende August 2017 im Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

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Redaktion Schöneiche Online