Ortsentwicklung für alle? Oder für Einzelinteressen?

(Artikel/Brandes) Hier auf Schöneiche Online wird heftig über die Ablehnung der Beschlussvorlage zur Sportplatzerweiterung diskutiert. Ich finde es befremdlich, wie jeder seine Interessen als die einzig gültigen darstellt. Nein, Herr Zeschmann, wir haben nicht beschlossen, den Sportplatz auf das LPG-Gelände zu verlagern. Nein, Frau Winkmann, der Beschluss ist kein Desaster.

Beschlüsse sind immer auch eine Abwägung von Interessen. Bei der Sportplatzerweiterung ging es konkret um die Interessen der Sportler, mehr Platz für ihre Aktivitäten zu bekommen. Diese Interessen sind absolut berechtigt. Die Sportvereine tun viel für die Entwicklung im Ort, sie zeigen ein großes ehrenamtliches Engagement, das es zu würdigen gilt, und leisten einen großen Beitrag zur Erziehung unserer Kinder.

Auf der anderen Seite geht es um die Interessen der Anwohner. Auch die sind berechtigt. Lärmschutz ist gesetzlich vorgeschrieben, zum Beispiel durch das Bundesimmissionsschutzgesetz, und dafür gibt es gute Gründe. Außerdem wurden den Anwohnern seit Jahrzehnten Versprechungen gemacht. Mit der jetzigen Erweiterung, besonders um ein weiteres Fußball-Spielfeld sehen sie sich getäuscht.

Was mich wundert, ist die Frontenbildung, die da jetzt plötzlich stattfindet. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns? Mir hat es sehr gefallen, dass die Sportler in der Gemeindevertretersitzung einen großen Schritt auf den Anwohner zugegangen sind und einen Runden Tisch angeboten haben, um zu einer Lösung zu kommen. Auch die Anwohner scheinen zu Gesprächen bereit zu sein. Warum versuchen wir denn nicht, gemeinsam eine Lösung zu finden?

Stattdessen wird die Erweiterung, so wie sie jetzt geplant war, als alternativlos dargestellt – und wenn sie so jetzt nicht kommt, einerseits die Missachtung der Vereine beschworen, andererseits das endgültige Aus für den Sport in der Ortsmitte bejubelt. Politik ist nie alternativlos. Lasst uns gemeinsam eine Lösung suchen, mit der alle leben können.

Stefan Brandes
Schöneicher seit 2008. Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Oder-Spree, seit 2014 Gemeindevertreter. Seit 2019 Fraktionsvorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Neues Forum und Vorsitzender des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Verkehr.

Ein Gedanke zu „Ortsentwicklung für alle? Oder für Einzelinteressen?

  1. Dr. Kalke

    Hallo Herr Brandes, Ihr Beitrag gefällt mir gut, fordert er doch auf „…Lasst uns gemeinsam eine Lösung suchen, mit der alle leben können….“ genau das will so eine Standortabwägung die in den Fächern Stadtplanung, z.T. auch Raumplanung und Stadtgeografie eigentlich unumstritten sind. Diese Fächer sollte auch Herr Steinbrück beherrrschen und wissen, dass man da ggf. auch mit unterschiedlichen Verfahren an die planerisch besten Entscheidungen kommen kann. Nämlich wenn man die unterschiedlichen Schutzgüter (zu denen nun auch mal der Mensch (Nachbar) gehört) abwägt. Das sollte auch in der Gemeindeversammlung mal praktiziert werden und wenn die Gemeindevertreter dazu fachlich nicht inn der Lage sind (denn das ist durchaus nicht ganz simpel) dann mal her, mit ein paar Tausend EUR und ein externes Gutachten in Auftrag geben.
    Ich als oller Geograf bin ziemlich sicher, dass es das alte LPG-Gelände werden würde.
    Mit besten Grüßen aus der Brandenburgischen Straße
    Ihr Nachbar Dr. Ralf Kalke

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