Ekkehard Brühn verstorben

(Nachruf/W. Cajar, C. Felber)

Plötzlich, aus dem vollen Leben gerissen, starb Ekkehard Brühn am Mittwochabend. Fassungslos ließ er seine Familie und seine vielen Freunde zurück. Denn viele Freunde besaß er in seinem Schöneiche, und noch viel mehr kannten ihn: aus der gemeinsamen Schulzeit hier im Ort, als Jäger der örtlichen Jagdgenossenschaft, als Freund und „Paukist“ der Volleyball-Mannschaften, als engagierten Bürger für den Denkmalschutz und die Verbreitung seines umfangreichen Wissens über die Geschichte unseres Ortes.

Die Familie Brühn gehört nun schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu den Aktiven in Schöneiche und Kleinschönebeck.

Der Großvater, der Sattlermeisters Otto Brühn und seine Ehefrau Marie mußten nach dem I. Weltkrieg (und den nachfolgenden politischen und territorialen Veränderungen in Europa) ihre Heimat in der Stadt Soldau (heute Dzialdowo/Polen) verlassen, in der Willy Brühn am 2. April 1907 geboren wurde. Im Jahr 1920 kauften seine Eltern in Schöneiche das ehemalige Restaurant „Waldschloß“ und nunmehrige Wohnhaus in der Rahnsdorfer Straße. Hier führte Otto Brühn eine Sattlerei und Polsterei, in der sein Sohn Willy zunächst das Sattlergewerbe erlernte, sich dann aber seinen eigenen Berufswunsch erfüllte und das Malerhandwerk als Bau- und Dekorationsmaler erlernte.

Ekkehard Brühn 13.03.1941 – 14.04.2021

Willy Brühn erhielt 1932 die Gewerbebescheinigung für Schöneiche. Nach seiner Hochzeit mit Frau Liesbeth, geborene Ludwig verlegte er seinen Wohnsitz der jungen Familie in die heutige Brandenburgische Straße 113. Die Eltern blieben mit dem Sattlereibetrieb in der Rahnsdorfer Straße 27. Hier fanden auch die Familientreffen statt, hier wuchsen auch die Enkel, unter ihnen natürlich Ekkehard, auf, die in dem weitläufigen Gelände hinter dem Haus ihres Großvaters Otto ihre abenteuerlichen Spielwelten fanden.

4 Generationen Brühn: Otto Brühn *22.5.1881, Willy Brühn *2.4.1907, Ekkehard Brühn * 13.3.1941, Andreas Brühn *13.7.1966

Ekkehard Brühn wurde 1941, mitten im Krieg als zweiter Sohn der Familie geboren. Sein Vater Willy Brühn wurde 1944 als Soldat eingezogen. In Reims (Frankreich) kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst Mitte 1947 nach Schöneiche zurück. Schon bald nach Kriegsende führte seine Ehefrau das Gewerbe weiter. Die Söhne verbrachten ihre Zeit beim Großvater hinter dem Fließ.

Schule und Oberschule besuchte Ekkehard Brühn in Schöneiche. Er studierte später Maschinenbau und Ingenieurpädagogik und wurde schließlich als Ingenieur Berufsschullehrer bei der Bahn. 1965 heiratete er seine Frau Brigitta, baute sein Haus in der Dappstraße, und wurde im Laufe der Jahre selbst Vater von zwei Söhnen und nun mittlerweile auch Großvater von drei Enkeln.

Schon Ekkehards Vater Willy war in Schöneiche auch außerberuflich sehr aktiv: im Chor von Schöneiche, im Naturschutz, in der Kommunikation mit den Schöneicher Bürgern – denn wer, wenn nicht der Malermeister, lernt nach und nach (fast) alle Wohnungen der heimatlichen Gemeinde kennen. Und so auch die Geschichten ihrer Bewohner. Er sammelte dabei Dokumente, die die Entwicklung des eigenen Heimatortes belegen. Diese Sammelleidenschaft vererbte er auch seinem Sohn Ekkehard, der später die Sammlungen seines Vaters aus der Entstehungszeit der Großgemeinde Schöneiche übernahm, bewahrte und mehrte. Da war es gut, daß „Ekki“, so sein Rufnahme, im Ort so bekannt war „wie ein bunter Hund“.
Anläßlich seines 80. Geburtstages veröffentlichte die „Märkische Oderzeitung“ ein Gespräch von Annette Herold mit Ekkehard Brühn und schrieb u.a.:

„Sein Alter ist Ekkehard Brühn nicht anzusehen. Er staunt selbst ein bisschen darüber, doch am Sonnabend ist der umtriebige Schöneicher 80 Jahre alt geworden. Eigentlich wollte er diesen Tag mit Familie, Freunden und Bekannten so richtig groß feiern. Corona machte das unmöglich, sodass eine Zusammenkunft im engsten Kreis zum Jubiläum genügen musste. Rückschau auf acht Jahrzehnte
„Das ist jetzt eben so“, winkt Ekkehard Brühn ab. Die Laune will er sich schon gar nicht verderben lassen. Acht Jahrzehnte auf dieser Erde aber sind für den Schöneicher in sechster Generation aber ein Grund zur Rückschau. „Dass es nicht nur Höhen gab, ist normal. Aber ich muss mir nichts mehr beweisen. Ich bin zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.“, resümiert er.“

Ich lernte Ekkehard im Rahmen der Arbeiten an der im Jahr 2000 veröffentlichten Chronik der Gemeinde Schöneiche kennen. Seit Mitte der 1990-er Jahre arbeitete eine Arbeitsgruppe der Gemeindevertretung unter Leitung von Dr. von Rabenau an der Materialsammlung für die Chronik. Als es erforderlich wurde, diesen heimatgeschichtlichen Arbeiten auch einen festen Arbeitsrahmen zu geben, waren Ehrenamtliche gesucht, die den Ort und seine Geschichte kannten, die vielfältige Verbindungen zu den Schöneichern hatten und in der Lage waren, arbeitsteiliges Arbeiten zu organisieren. Dazu bot sich Ekkehard Brühn besonders an. Es wurde der Ortschronik-Fachbeirat geschaffen, in dem eine Reihe Ortsgeschichts-Erfahrene oder Interessierte zusammengeführt wurden, die auch eine produktive Arbeit leisten konnten. Ekkehard Brühn wurde zum Vorsitzenden des Ortschronik-Fachbeirates bestimmt – und übte die damit verbundene umfangreiche Arbeit buchstäblich bis zum letzten Lebenstag aus.

Dabei hat sich Ekkehard wahrlich nicht nur um Papiere zur Ortsgeschichte gekümmert. Er organisierte die erste größere Bestandsaufnahme und Aufbereitung des historischen Archivs der Gemeinde. Er kümmerte sich aktiv um Fragen des Denkmalschutzes: seinen Aktivitäten (auch beim Eintreiben erforderlicher Gelder!) ist die Wiederbeschaffung der nach dem II.Weltkrieg ausgelagerten Gemälde der Stifter der barocken Schloßkirche Severin und Rosina Schindler zu verdanken sowie von deren Restaurierung. Ebenso die Wiederherstellung des alten Guts-Eingangstores, und zuletzt galt sein Bemühen der Wiederherstellung des Jahndenkmals auf dem Schöneicher Sportplatz. Ebenso engagierte er sich für den Erhalt der Grabmale von für die Ortsgeschichte wichtigen Persönlichkeiten und Familien auf den Schöneicher Friedhöfen. In Sachen Aufklärung unserer langen Ortsgeschichte war er sozusagen ein „Hans-Dampf in allen Gassen“, zumal er eben hunderte Einwohner persönlich kannte und deren Geschichte und Geschichten aufnahm und festhielt!

Sein geistiger und sein papierener Vorrat an Geschichtskenntnissen war auch eine wertvolle Quelle für die Herausgabe der Reihe Schöneicher Hefte, die er zum Teil mit gestaltete, oder aber in jedem Falle wertvolle Hinweise zu Ereignissen, Personen, Sachverhalten geben konnte, die den Gehalt dieser Hefte bereicherten.

Ekkehard Brühn wird uns in der künftigen heimatgeschichtlichen Arbeit hier in Schöneiche unwahrscheinlich fehlen. Gut, daß er in den letzten Monaten intensiv daran arbeitete, sein historisches Archiv in die Betreuungsverantwortung der Gemeinde Schöneiche zu übergeben – als ob er geahnt hätte, daß es dringlich sei. Aber so, mit seinen Sammlungen im Ortschronikarchiv der Gemeinde, wird er uns immer gegenwärtig und hilfreich sein.

Wir werden immer an ihn denken – und er wird uns sehr fehlen.

Wolfgang Cajar
Christina Felber

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Redaktion Schöneiche Online

Ein Gedanke zu „Ekkehard Brühn verstorben

  1. Dr. Ralf Kalke

    Manche Menschen muss man nicht lange kennen, um zu spüren, dass es gute und grundehrliche Charaktere sind.
    Auf unseren Nachbarn Ekki Brühn trifft das voll und ganz zu. Ich hab mit ihm über all die Jahre netto wohl kaum 3 Stunden sprechen können und dennoch hat er mich in seiner Art von sich und seiner Art felsenfest überzeugen können, wie kaum ein anderer Schöneicher Nachbar, den/die ich seit unserem Zuzug 1996 hier nach Schöneiche kennen gelernt habe(n).
    Überzeugend vor allem aufgrund seiner offensichtlich unerschütterlichen und völlig autentschen Art und Weise. Das, was man früher vielleicht als selbstverständlich angesehen hat und man später bei bestimmten Politikern erstaunt-verwundert vermissen musste – das EHRLICH-AUTHENTISCHE – war (aus meiner Sicht) gar kein Thema für ihn. Selbstvertändlich hat er sich für das eingesetzt, was er für erhaltenswert oder gerecht empfand.
    So war auch unsere Begegnung im Zusammenhang mit dem Ausbau der Brandendenburgischen Straße davon bestimmt, dass man die Erneuereung einer Straße, die über die Jahrzehnte „zerfahren“ und nicht gewartet wurde, nun nicht den Anwohnern als Neubau zu „verkaufen“ war und finanziell zu 90% anzulasten war. Proteste und Petition der Anwohner nahmen bekanntermaßen die „Freien Wähler“ (hier in Schöneiche federführend die UBS) auf, und zwangen die großen Parteien in Brandenburg zum Einlenken in die Regelung, dass derartige Straßenausbaugebühren nicht auf die Anlieger abzuwälzen seien.
    Das hatte insbesondere die ansonsten „ach so soziale“ SPD in Schöneiche ganz anders gesehen…

    Und nun ist Ekki einfach nicht mehr da? Der hätte doch noch das Zeug für mindestens 1 Jahrzehnt gehabt… Dem sah und merkte man doch die 80 kaum an und hatte ihn auch nicht auf der Liste der historisch wertvollen Interviewpartner.
    Nein, meinen Nachbarn Ekki Brühn aus der 113 hab ich nicht nur für die kommenden Jahre als aufrechten Mitstreiter für die aktuellen Streitigkeiten (Ausbau der Sandstraßen, Corona-Manahmen usw.) selbstverständlich mit einbezogen, sondern hatte auch gehofft, dass er sein enormes Wissen um unsere Brandenburgische Straße – er kannte offenbar wirklich jede Familie dieser Straße – in Teilen hätte weitergeben können. Der Kerl kannte doch glatt noch den Krämerladen in dem wir nun seit 1996 wohnen und natürlich Vieles mehr.

    Als wir uns das erste Mal zum Auftakt der Vorbereitung der Petition zum Ausbau der Brandenburgischen Straße hier in der 114 trafen, spürte man bei ihm das echte Interesse an dem Gegenüber, das enorme Wissen um den Ort und deren Bewohner und sein unbestechliches Wesen. Der Ekki Brühn war einfach eine „ehrliche Haut“.
    Als ich letzte Woche die Ansammlung der Blaulichter vor seinem Haus sah, verspürte ich ein unbehagliches Bedenken, aber nicht die ernsthafte Ahnung, dass es so endgültig sein könnte. Nun bedaure ich sehr, mich nicht länger mit ihm unterhalten zu haben und einen engagierten, ehrlichen Nachbarn in der Brandenburgischen Straße verloren zu haben.
    Ihnen, Familie Brühn meine aufrechte Anteilnahme!

    Dr. Ralf Kalke, Brandenburgische Straße 114

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