20 Jahre Schreibwerkstatt Schöneiche

(Artikel/M. Gerisch) Gibt es für die Mitglieder Gründe, dieses Jubiläum zu feiern? Bedenkt man, dass sie sich wegen der Corona-Zeiten über Monate weder getroffen haben noch irgendwo öffentlich aufgetreten sind, wäre die vorschnelle Antwort ein Nein.

Aber Zwanzigjährige sind jung, leistungsfähig, haben ihr Leben noch vor sich. Und genau das kam in den Juli- und August-Treffen zum Ausdruck, die wieder im trauten Heimathaus Schöneiche stattfinden konnten.

Gedichte standen diesmal im Mittelpunkt, Erhard Scherner und Achim Nowak stellten ihre Arbeiten mit Leidenschaft und Nachdenklichkeit vor, ihre Antworten auf die Fragen der Zuhörenden waren indes zögernd, fast unsicher, ein so differenziertes Eindringen in ihre poetische Welt hatten sie nicht erwartet.
Peter Dehmel überraschte mit seine Erfahrungen, die ihm beim Nachdichten russischer Lyrik zu schaffen machten, gab uns Anregungen zu eigener Mitarbeit, da kam sogar Spaß auf. Und als er jedem von uns das wunderschöne Buch mit seinen Nachdichtungen von Felix Krivin „GEDANKEN IM WIND“ überreichte, da kam Freude auf.

Indes kamen auch Verfasser von Prosa-Texten zu Wort. Klaus Hennig gab Einblick in Teile seiner Arbeit, die vielleicht zu einem Roman heranwachsen wird, und der schon als Kind in Deutschland aufgewachsene Russe Daniel Brodski vermittelte erste Eindrücke von einem gar nicht so „alltäglichen“ Alltagsleben von Kindern.

Marcel Schock, der Leiter der Schreibwerkstatt, wies dann nachdrücklich darauf hin, dass all die freundschaftlichen Kontakte zu anderen Schreibwerkstätten, die sich über die Jahre herausgebildet haben, kontinuierlich fortgesetzt werden, so unter anderem mit den entsprechenden Einrichtungen in Woltersdorf, Hessenwinkel, Storkow und Marzahn. Gleich im September seien Lesungen in Heimen von Schöneiche und Friedrichshagen geplant.
Übrigens: Dass Marcel Schock ein Wessi ist, ist das was Besonderes? Nein, Ost und West sind ja längst eins, und Marcel Schock setzt alles daran, seinen zweiten Heimatort mit seinen vielfältigen Schönheiten zu erkunden.

Also: Das Jubiläum kann gefeiert werden.

Margot Gerisch

 

Septemberlicht

Septemberlicht fließt sanft,
leise wie Klaviermusik
ein verhaltener, unaufdringlicher Zauber,
der die Dinge,
nach der Glut des Sommers,
wieder zärtlich berührt

Septemberlicht singt,
wie ein feines Lied
zurückhaltend und weise,
von Gleichmut, Frucht und Reife.

Achim Nowak

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Redaktion Schöneiche Online