Nach fast 20 Jahren Kampf und diverser Initiativen endlich der Gründungsbeschluss für ein Gymnasium Schöneiche – die Geschichte einer Odyssee
„Errichtung eines vierzügigen Gymnasiums in Schöneiche bei Berlin“, Beschlussvorlage 063/2024 mit folgendem Wortlaut
„Der Kreistag beschließt die Errichtung eines vierzügigen Gymnasiums in Schöneiche bei Berlin zum Schuljahr 2028/2029 sowie zur Sicherstellung des Bedarfes die Errichtung eines zweizügigen Interimsstandortes in Schöneiche bei Berlin zum Schuljahr 2025/2026.“
wurde am 09.10.24 vom Kreistag Oder-Spree beschlossen! Nach fast 20 Jahren endlich fast am Ziel!
Erinnern Sie sich noch? Im Jahr 2006 fand auf Betreiben und Vermittlung der 2005 von Philip Zeschmann und anderen Bürgern gegründeten Bürgerinitiative Pro Schule eine Anhörung von neun freien Schulträgern bei Bürgermeister Jüttner statt. Dabei wurde ein potenzieller Betreiber für ein Gymnasium in Schöneiche gefunden, der sich nicht nur bereit erklärte, das benötigte Gebäude zu bauen, sondern auch noch einen weiteren Schulbetreiber gefunden hatte, der in das zu bauende Gebäude eine Oberschule integrieren wollte. Also eine perfekte Lösung für unsere Gemeinde und ein Schulangebot für alle Kinder!
Rückblickend wundert es nicht mehr, dass aus dieser traumhaften Lösung nichts wurde, da der Bürgermeister schon die Gespräche mit den neun freien Schulträgern nur widerwillig und in einem Stil und Ton geführt hatte, bei dem sich viele der Bewerber vor den Kopf gestoßen fühlten. So ließ er auch den gefundenen Schulbetreiber und Bauherrn schlicht allein im Regen stehen.
Verhinderung einer weiterführenden Schule die Erste!
Nach den Wahlen zur Gemeindevertretung im Herbst 2008 gab es dann auf Initiative von Gemeindevertreter Philip Zeschmann einen neuen Anlauf. Die Gemeindevertretung sprach sich nach langen Verhandlungen mit breiter überparteilicher Zustimmung per Grundsatzbeschluss für eine weiterführende Schule in unserer Gemeinde aus. Die Gemeindevertreter beauftragten den Bürgermeister eine öffentliche Ausschreibung zum Auffinden eines passenden Betreibers durchzuführen.
Nach monatelanger Untätigkeit erfolgte dann im Frühling 2009 auf Druck der Gemeindevertretung widerwillig die öffentliche Ausschreibung. Leider wurden die vier potenziellen Betreiber über Monate nicht zu einer Anhörung eingeladen, weshalb es nicht verwundern konnte, dass von den vier dann nur noch zwei im Oktober 2009 im Bildungsausschuss präsentierten. Da hatte der Bürgermeister aber schon das Urteil gesprochen, dass beide nicht geeignet seien, was der Ausschuss und auch die Gemeindevertretung traurigerweise willfährig mehrheitlich so übernahmen.
Verhinderung einer weiterführenden Schule die Zweite!
Aber die Schöneicher Eltern gaben sich nicht geschlagen und initiierten auf Initiative des Gemeindevertreters Philip Zeschmann als letztes Mittel das Bürgerbegehren „Erst Schule dann Rathaus“, was schon im Titel die eigentlichen Gründe des Bürgermeisters, sich immer wieder gegen jeden Vorschlag zur Realisierung einer weiterführenden Schule zu stemmen, offenbarte. Das Bürgerbegehren erreichte Anfang Dezember 2009 deutlich mehr Unterschriften als die erforderlichen 10 Prozent der stimmberechtigten Schöneicher, wurde aber unter fadenscheinigen Gründen durch die Wahlleiterin der Gemeindevertretung zur Ablehnung empfohlen. Dem folgte die Mehrheit der bürgermeistertreuen Gemeindevertreter bedauerlicherweise.
Verhinderung einer weiterführenden Schule die Dritte!
Das Thema „weiterführende Schule für Schöneiche“ war eigentlich schon „tot“, da konnte am 10. Januar 2010 der erste Kontakt zur Evangelischen Schulstiftung geknüpft werden, die sich sehr interessiert an einer weiterführenden Schule in Schöneiche zeigte, jedoch einen aktiven Förderverein zur Bedingung einer weiteren Zusammenarbeit machte. Gehört, getan! Ein paar Tage später wurde auf Initiative von Philip Zeschmann der „Förderverein evangelische weiterführende Schule für Schöneiche“ mit vielen Eltern und ein paar Gemeindevertretern gegründet.
Daran schlossen sich über gut zwei Jahre vielfältige Bemühungen und Initiativen an, eine Zusammenarbeit der Gemeinde mit der Schulstiftung auf den Weg zu bringen. Ein Schulkonzept wurde im Förderverein ebenso ehrenamtlich erarbeitet wie Planungen, Architektenentwürfe und Kalkulationen für den erforderlichen Schulneubau. Sogar ein Vertragstext zwischen der Gemeinde und der Schulstiftung zur Refinanzierung des Baus über eine langjährige Miete entstand auf Druck vom Förderverein und der Gemeindevertretung und wurde vielfach diskutiert und optimiert, so dass er am Ende – im Herbst 2011 unterschriftsreif war.
Was aber fehlte, war eine klare Aussage des Bürgermeisters zu dem passenden Grundstück, auf dem diese Schule gebaut werden konnte, obwohl im Flächennutzungsplan der Gemeinde die Fläche östlich des Sportplatzes schon seit vielen Jahren genau für den Zweck einer weiterführenden Schule ausgewiesen war.
Leider haben viele der Beteiligten zu spät gemerkt, dass der Bürgermeister – in der Hoffnung, das Geld der Gemeinde doch noch für sein neues Rathaus einsetzten zu können – mal wieder auf Zeit spielte. Am Ende auf Kosten von ganz Schöneiche und aller Kinder leider erfolgreich, denn auch die Evangelische Schulstiftung verlor bei dieser mangelnden Unterstützung und Hinhaltetaktik im Frühjahr 2012 endgültig das Interesse.
Die Eltern waren konsterniert bis schockiert, nur einer jubelte, der Bürgermeister! Konnte er nun doch endlich die konkreten Planungen zum Bau seines neuen Rathauses über seine hinlänglich bekannte Salamitaktik voranbringen, auch wenn er dazu nie ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegt hatte.
Verhinderung einer weiterführenden Schule die Vierte!
Nun – nach fast 20 Jahren Kampf für eine weiterführende Schule in Schöneiche – endlich Konkretes: Beschluss zur Gründung eines Gymnasiums in Schöneiche im Kreistag Oder-Spree!
Dass eine weiterführende Schule kommen sollte, war vorgezeichnet seitdem Schöneiche im Herbst 2017 in den Schulentwicklungsplan des Landkreises aufgenommen wurde. Schon das war ein historischer Erfolg – nach zwei gescheiterten Anläufen dazu in den zurückliegenden 10 Jahren. Konkreter wurde es im Herbst 2018 mit der Aufnahme des Schulstandortes in die Prioritätenliste für große Investitionen des Landkreises.
Am 3.4.19 hat der Kreistag Oder Spree dann auf der Basis eines gemeinsamen Eilantrages der Fraktionen SPD, CDU, BJA/BFVO/FDP und BVB / Freie Wähler gegen die Wünsche der Kreisverwaltung den Grundsatzbeschluss gefasst, dass Schöneiche ein (mindestens) 3-zügiges Gymnasium bekommen soll. Dies wurde in einem gemeinsamen Kraftakt von Schöneicher Abgeordneten durch den Einsatz über die Parteigrenzen hinweg erreicht.
Dass es keine Gesamtschule geworden ist liegt daran, dass der Kreis bereits in Erkner eine Oberschule hat. Diese ist sanierungsbedürftig und wird zu einer Gesamtschule mit mehr Kapazitäten (von 3- auf 4-zügig) und gymnasialer Oberstufe erweitert. Realschulen gibt es seit 2012 in Brandenburg nicht mehr.
Mehr als fünf Jahre und zwei mühsam durch Philip Zeschmann im kreislichen Bildungsausschuss erkämpfte Präzisierungen in Schulentwicklungsplanungen des Landkreises später wurde nun eine lange Anstrengung der Schöneicher Abgeordneten, den Wunsch der vielen Bürger nach einer weiterführenden Schule umzusetzen, mit der Entscheidung am 09.10.24 im Kreistag zur Errichtung eines vierzügigen Gymnasiums in Schöneiche gekrönt. Aber nach diesem Grundsatzbeschluss muss nun erst mal geplant werden und Baurecht geschaffen werden (B-Plan). Bis die Schule steht, werden wohl noch Jahre ins Land gehen (Fertigstellung ist für 2028/29 geplant), aber die Weichen sind jetzt endlich unumkehrbar in die richtige Richtung gestellt.
Im Vergleich zu dieser fast schon endlosen Odyssee ist das berühmte „dicke Bretter bohren“ ein Klacks!
Dr. Philip Zeschmann, Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter seit 2008