Bürgermeisterwahl – Gedanken zu einem Zeitungsbild

Von Zeit zu Zeit werfe ich einen Blick in die MOZ, um mich über die Aktivitäten der örtlichen Politakteure zu informieren (und leider auch oft zu amüsieren). Diesmal, am 15. Mai des Jahres 2012 erblickte ich auf Seite 13 ein großes, buntes Bild – ein Erinnerungsfoto, wie darunter stand. Bei genauerem Hinsehen war zu erkennen woran erinnert werden sollte: drei Verlierer des ersten Wahlganges der Bürgermeisterwahl zu Schöneiche huldigen dem vierten Verlierer anlässlich seines Sieges im zweiten Wahlgang über den Sieger des ersten Wahlganges, einem auswärtigen Fremdling. Der hatte versucht mit Hilfe einheimischer (sicherlich von ihm gekaufter) Renegaten, sie nennen sich selbst Bürgerbündnis Schöneiche, die Macht in der so liebenswerten Waldgartenkulturgemeinde zu übernehmen.

Wie kann ein Verlierer zum Sieger werden? Das geht, wenn sich alle Verlierer zusammentun und ist ein formal und rein zahlenmäßig betrachtet durchaus demokratischer und legitimer Vorgang und daher auch gar nicht in Frage zu stellen. Fragen kommen allerdings sofort auf, betrachtet man die huldigenden Personen genauer. Von rechts nach links sieht man dort Herrn Fischer von den Grünen, die Dame Frau Müller im Auftrag der SPD und den Herrn (oder Genossen – ich weiß nicht genau was korrekt ist) Dr. Lorenzen von den Linken. Sie stehen dort mit ihren Blumensträußen, zwar etwas unbeholfen wirkend, aber in schöner Einigkeit. Im normalen politischen Alltagsleben unserer so liebenswerten Waldgartenkulturgemeinde erlebt man so etwas nicht. Im Gegenteil! Sie beschimpfen und beleidigen sich ausgiebig und beschuldigen sich gegenseitig aller möglichen bösen Dinge und Taten aus Vergangenheit und Gegenwart. Wer Details dazu braucht oder mir nicht glauben kann, muss sich nur auf den Internetseiten dieser Akteure umsehen. Besonders zu empfehlen: die Beiträge des Herrn Fischer. Wahre Kostbarkeiten der AgitPropKunst und mich immer an einen gewissen Karl-Eduard erinnernd. Aber ich will jetzt nicht abschweifen und beim Thema bleiben. Woher kommt nun diese überraschende Einigkeit? Ganz einfach, es galt einen auswärtigen, schwarzen Fremdling abzuwehren.

Nichts da mit Toleranz und Mitmenschlichkeit. Da schmierte man schon mal auf die Wahlplakate des Fremdlings so hässliche Worte wie
„ Ausländer raus“. So etwas war mir bisher nur aus einer ganz anderen Ecke des politischen Spektrums bekannt. Aber man lernt ja nicht aus.

Offenbar waren die Verbündeten sich aber gar nicht sicher ob ihre eigenen doch recht schwachen Kräfte ausreichen würden. Der Fremdling hatte ja im ersten Wahlgang so beänstigend viele Wählerstimmen bekommen. Der Dreierbund musste verstärkt werden. Also brachte man Gerüchte unters Wahlvolk. Sollte der schwarze Auswärtige siegen, so würde Schöneiche kultur- und kinderfeindlich werden (wahrscheinlich per Dekret?), er würde die Straßenbahn abschaffen und alle Bäume fällen lassen. Den Volleyballern der TSGL allerdings, würde er eine 12 Meter hohe (in Worten: Zwölf) Halle erbauen lassen. Zum Dank für ihre Dienste. Außerdem sei er ja arbeitslos (welch eine Schande!) und wolle nur der Schöneicher Gemeindekasse zur Last fallen. In seiner auswärtigen Heimat solle er ja auch korrupt gewesen sein und habe deshalb seine Ämter verloren! Er spräche ja auch nicht so gebildet und fein wie der bisherige Amtsinhaber, sondern bediene sich des groben Dialektes seiner auswärtigen Heimatstadt. Ja, er verteile sogar Gutscheine um Stimmen zu erkaufen, hinter ihm ständen ja dubiose, unbekannte, reiche Geldgeber.

Alles in allem reichte das, um die literarischen Feingeister und akademischen Welterklärer aus dem Waldgartenviertel, die Altkommunisten und die Helden der Wende, die am finanziellen Tropf hängenden Künstler und die selbsternannten Baumschützer, die eingewanderten Alt-68er sowieso, so zu verängstigen, dass sie sich spontan dem Dreierbund anschlossen. Nicht zu vergessen die Christenmenschen, die, unter Missachtung des achten Gebotes ihres Herrn, den Gerüchten glaubten, sie weitertrugen und sogar durch die Straßen zogen, um das vermeintliche Unheil abzuwehren. Die Katholischen unter ihnen können das ja durch eine Beichte beheben, die Evangelischen sind da nun mit ihrem Gewissen allein.

Das Ganze hatte Wirkung, dem schwarzen Eindringling konnten am Ende doch noch einige der von ihm durch Gutscheine erkauften Stimmen abgetrotzt werden und es reichte knapp für den alten Amtsinhaber.
Damit ist nun alles wieder gut und es kann weitergehen wie bisher. Straßen, Fuß- und Radwege, öffentliche Anlagen werden weiter verkommen und immer unbegehbarer werden, die Künstler werden weiter am Tropf hängen, die Literaten, Altkommunisten und Wendehelden können sich wieder in ihre jeweiligen Scheinwelten zurückziehen und gemeinsam mit den kirchlichen Würdenträgern des Ortes beten, dass ihr Favorit und Schutzherr die nächsten acht Jahre auch wirklich im Amt bleibt. Sicher ist das nicht, seine Pension steht ihm ja nun so oder so zu.

Vergessen habe ich fast die Parteien. Die drei, sich manchmal selbst als linke Mehrheit der so liebenswerten Waldgartenkulturgemeinde verstehenden, wurden ja oben schon einmal benannt. Es gibt aber noch mehr. Nämlich CDU und FDP. Sie stellen dann wohl die rechte Minderheit dar? Wie dem auch sei. Sie können nun auch allesamt wieder in ihre alten, stereotypen, ideologisch geprägten Verhaltensmuster zurückfallen und grundsätzlich ohne Sachbezug das was der andere für gut hält als schlecht befinden und umgekehrt. Eine produktive Diskussion zu Sachfragen wird es also auch weiterhin nicht geben. Da die Abgeordneten in der Gemeindevertretung sich adäquat verhalten, wird es den Bürgermeister freuen und er kann nach dem alten Prinzip „divide et impera“ weitestgehend unkontrolliert regieren.

Noch ein Wort zur Partei DIE LINKE. Ich habe euch bisher gewählt, in der Hoffnung ihr seid nicht so wie die anderen und auch weil mein Herz links schlägt, wie man so sagt. So wie ihr euch nach dem 1. Wahlgang dieser Bürgermeisterwahl verhalten habt, werde ich das sicher nicht mehr tun. Ihr lasst euch in „Gute“ und „Böse“ einteilen und eure Unterstützung wird ausdrücklich und in grober Formulierung nicht gewünscht. Der als Wadenbeißer für den Bürgermeister ortsbekannt tätige Grüne Herr Fischer beschimpft eure Vertreter persönlich und eure Partei regelmäßig ziemlich übel im Internet. Und was tut ihr? Eure Vertreter verbünden sich mit Herrn Fischer und stellen sich an die Spitze der Initiative zur Wiederwahl desjenigen der euch beschimpft und ablehnt! Das ist in meinen Augen charakterlos und unwürdig. Niemand hat von euch erwartet, das ihr Herrn Scholz unterstützt oder wählt. Man kann sich auch seiner Stimme enthalten!
Schämt euch!

Was einem doch für Gedanken bei der Betrachtung eines Bildes kommen können. Trotz alledem, das Leben geht weiter und Schöneiche wird, wie schon so vieles vorher, auch das überstehen. Eine Erkenntnis habe ich für mich selbst auf jeden Fall gewonnen, wenn Schöneiche wieder zu einem wirklich liebenswerten Ort werden soll, müssen wir Bürger die Sache selbst angehen und verhindern, dass Parteien und Klientelpolitiker mit ihrer ideologischen Engstirnigkeit allein die Geschicke des Ortes bestimmen. Ein vielversprechender Anfang ist ja nun gemacht. 46,79 % ist doch schon mal ganz ordentlich. Und es werden mehr werden!

Bürgerbündnis Schöneiche macht weiter so. Auf meine Unterstützung könnt ihr zählen.

Norbert Mai
Schöneicher seit über 70 Jahren und bisher kein Mitglied des BBS

 

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6 Gedanken zu „Bürgermeisterwahl – Gedanken zu einem Zeitungsbild

  1. Klaus-Michael Heims

    Gegendarstellung

    Sehr geehrter Herr Mai,

    zu Ihrem Beitrag auf der Internetseite „schoeneiche-online“ stelle ich richtig:
    Meine Frau, Karin Müller, hat weder vor noch während des Wahlkampfes einen der anderen Kandidaten beschimpft, beleidigt oder „ aller möglichen bösen Dinge und Taten aus Vergangenheit und Gegenwart“ beschuldigt.
    Meine Frau hat dies weder mündlich noch auf Ihrer eigenen oder einer anderen Internetseite getan.
    Wenn Sie mir einen Beitrag aus einer Zeitung oder Internetseite vor oder während des Wahlkampfes nennen können, die meine Frau verfasst hat und die solche Äußerungen enthält, dann wird sich meine Frau bei demjenigen sicherlich entschuldigen.
    Meine Frau hat sich auch gegenüber Herrn Scholz nicht in irgendeiner derartigen Weise geäußert.

    Ihr Vergleich mit Karl-Eduard Schnitzler ist schon deshalb nicht zutreffend, ist abgesehen davon beleidigend und stellt eine Persönlichkeitsverletzung meiner Frau dar.

    Ich bitte Sie, künftig differenzierter und weniger persönlich verletzend über Menschen zu schreiben. Hilfreich kann dabei sein, sich stets bewusst zu machen, dass es heute ohne Zweifel und glücklicherweise –anders als zu Zeiten Karl-Eduards- Meinungsfreiheit gibt. Aber Meinungsfreiheit bedeutet eben auch Meinungsverantwortung für das, was man und wie man öffentlich schreibt oder redet. Nicht jeder Gedanke, den man frei denkt, sollte man auch so öffentlich schreiben. Diese Internetseite ist öffentlich. Wer andere Personen hier in unangemessener Weise beleidigt, denunziert oder verunglimpft, der macht sich strafbar.

    Abgesehen davon: Wer mit einem Finger auf andere zeigt (siehe Ihre Behauptungen über meine Frau), der sollte immer daran denken, dass drei Finger zugleich auf ihn zurückweisen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus-Michael Heims

  2. Dirk Leonhardt

    Sehr geehrter Herr Mai,

    Ihre Gedanken zu diesem Bild fassen die Ohnmächtigkeit meiner Gefühlslage nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses treffend zusammen. Leider wird der Frust über das zu respektierende Ergebnis dieser Stichwahl bei den Gesprächen mit Freunden und Bekannten nicht geringer, da man gefragt wird, ob es tatsächlich dieses Versprechen an die TSGL (12 Meter hohe Halle) gegeben haben soll. Glauben Sie mir, ich hätte, als ein Vorsitzender der TSGL, es wohl als einer der Ersten erfahren. Ich habe Herrn Scholz persönlich kennengelernt und einige Gespräche mit ihm geführt, aber dieses Versprechen gab es nie! Nach wessen Hinweis Frau Lee also im Kümmels Anzeiger diese Lüge verbreiten konnte, ist und bleibt mir wohl für immer ein Rätsel.

    Fakt ist, Frau Lee war nicht bei uns und hat nach Versprechen von Herrn Scholz gefragt, Sie hat sich bei keinem Volleyballfreund oder -spieler vorgestellt, um erfahren zu können, wie hoch eine Volleyballhalle sein möge. Für mich ist diese Frau instrumentalisiert worden, um eine von vielen Lügen zu verbreiten. „Pfui Deiwel“

    Wurde vorher dem ersten Wahlgang viel über angebliche Laustärke des Wahlkampfes von Herrn Scholz geschimpft und verunglimpfend geschrieben. Den Text bräuchte man nur kopieren und die Namen ändern, doch dazu haben die Journalisten jetzt keine „Eier“!

    Liebe Schöneicher Bürger,
    macht euch schlau, redet mit euren gewählten Abgeordneten und zwingt eure Abgeordneten, in der Gemeindevertretung keiner Beschlußvorlage des Bürgermeisters Jüttner mehr zuzustimmen, solange sie diese nicht vollständig bearbeiten, verstanden und für eine Entscheidung richtig einordnen konnten. Notfalls müssen eben mehrere Sitzungen folgen. Besser wäre, die Geschäftsordnung für den BM muß geändert werden, damit Beschlußvorlagen mit angemessen viel Zeit (z.B. 14 Tage! für nachhaltige Themen!) vor der Versammlung vorliegen. Dann können sich die Abgeordneten ordentlich darauf vorbereiten und mit ihrem reinen Gewissen abstimmen.

    Liebe Schöneicher, bereitet euch vor auf die kommende Gemeindevertreterwahl 2013 und helft mit, lasst nicht zu, dass alles so weiter geht wie bisher.

    Dirk Leonhardt

    • lk

      Hallo Herr Leonhardt,

      leider finden die nächsten Kommunalwahlen erst im Jahr 2014 zusammen mit den Landtagswahlen in Brandenburg statt.

      Es sei denn, die Gemeindevertretung löst sich vorher selbst auf. Dafür müssten 11 Gemeindevertreterinnen und/oder -vertreter ihr Mandat niederlegen und es dürften keine Nachrücker das Mandat annehmen. Dann wird die GV aufgelöst und neu gewählt.

      Ich hoffe inständig, dass sich für diese Wahl viele Bewerber aufstellen lassen und sich dieser Aufgabe stellen.

      Lutz Kumlehn

      • Dirk Leonhardt

        Hallo Herr Kumlehn,

        da 1998, 2003 und 2008 die GV-Wahlen stattfanden, bin ich von einem 5-Jahreszyklus ausgegangen. Demnach wären im September/Oktober 2013 wieder GV-Wahlen zu erwarten.

        Aus welchem Grund wurde der Zyklus verlängert?

        Freundliche Grüße
        Dirk Leonhardt

      • lk

        Ich glaube dies hängt mit der Zusammenlegung der Landtagswahlen und Europawahlen zusammen. Die haben alle 5 Jahre und liefen bisher nicht zeitgleich. Ab 2014 sollen sie dann immer zusammen erfolgen. So spart man sich Wahlkampfkosten.

        Beste Grüße

        Lutz Kumlehn

  3. Delf Körber

    Sehr geehrter Herr Mai,

    sachlicher kann man die Ereignisse um die Bürgermeisterwahl nicht beschreiben. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Aber in einem Punkt hat unser „Altpfarrer“ recht: Ich fühle mich auch an die Ereignisse von 1989 erinnert und werde mich ab sofort für das Bürgerbündnis Schöneiche engagieren.
    P.S: Ich wähle seit der Wende 1989 „Grün“. Dies habe ich auch bei der letzten Gemeindevertreter-Wahl getan. Dafür möchte ich mich bei allen Schöneicher Bürgern entschuldigen!

    Mit freundlichen Grüßen

    Delf Körber
    Seit 1966 Schöneicher Bürger

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