Schöneiche steht am Scheideweg /vor Grundsatzentscheidung

Nunmehr treibt die Diskussion und Auseinandersetzung für die Zukunft unserer Gemeinde Schöneiche auf eine wichtige Grundsatzentscheidung für die Zukunft zu.

Mit der am 10. Februar beginnenden Sitzungsrunde der Gemeindevertretung sollen die Weichen im Bereich „ehemaliges Gutsdorf / Dorfstraße südlicher Teil“ nun endgültig gestellt werden. Hierzu liegt den Gemeindevertretern seit kurzem bereits eine Beschlussvorlage zu einer „Variantenentscheidung“ vor. Dabei geht es vordergründig „nur“ um die Rahmenvorgaben für den danach konkret zu erstellenden Bebauungsplan für den genannten Bereich unserer Gemeinde und damit um die Entscheidung der heftig umstrittenen Frage, ob „großflächiger Einzelhandel“ an dieser Stelle zugelassen werden soll – also ob Lidl in unserer Gemeinde ein Zukunft hat und damit die Nahversorgung insbesondere des westlichen Teils unserer Gemeinde auch in Zukunft noch gewährleistet sein wird. Dazu werden auf Eigeninitiative aus der Kundschaft von Lidl und damit der Bürgerschaft seit einiger Zeit Unterschriften gesammelt, die bereits jetzt die Zahl der Unterschriften zu allen bisher in unserer Gemeinde durchgeführten Bürgerbegehren weit überschreitet! Dies sollte doch als klarer Ausdruck des Bürgerwillens ausnahmsweise auch mal in Schöneiche Berücksichtigung finden.

Aber um was geht es denn hier eigentlich wirklich?

In Wirklichkeit geht es bei dieser zu treffenden Grundsatzentscheidung um die Frage, ob unsere Gemeinde weitgehend eine Schlafstadt mit wenig bis gar keinem Entwicklungspotentiale bleiben will oder ob sich unsere Gemeinde für ihre und damit unsere Entwicklung Zukunftsperspektiven erschließen kann und will.

Warum werden wir seit Jahren hinsichtlich der Landesplanung völlig ignoriert und sind Spielball der Landespolitik? Weil wir uns erst gar nicht bemühen zu wachsen und uns zu entwickeln, wie dies beispielsweise Neuenhagen aber auf andere Weise auch Rüdersdorf und Erkner tun! Wollen wir das auf Dauer so? Wollen wir weiterhin durch alle Raster der Betrachtung und Beachtung fallen?

Mit der anstehenden Entscheidung über das ohnehin bestehende „Mischgebiet“(Wohnen und ruhiges Gewerbe sind gleichermaßen zulässig) im verkehrsreichen nordwestlichen Eingangsbereich unserer Gemeinde werden die Weichen für unsere zukünftige Entwicklung weit über die Frage: „Lidl ja oder nein“ hinaus gestellt.

Wird festgelegt, dass die alte bauliche Struktur und Substanz dauerhaft erhalten werden soll und neues auch nur in diesem engen Rahmen entstehen kann, ist keine Entwicklung möglich. Da es sich bei dem Gebäudebestand weder um einen Denkmalschutzbereich, noch um einen besonders ansehnlichen oder gar ansprechenden Bereich handelt, der keinerlei historisch beseelte Anziehungskraft ausstrahlt, erschiene eine solche Weichenstellung sehr fragwürdig – wenn nicht gar rückwärtsgewandt.

Wird dagegen festgelegt, dass das bestehende Mischgebiet in dieser verkehrsreichen wie -günstigen Lage zu einem Sonderentwicklungsgebiet (ähnlich dem Bereich von Netto, Aldi und Rossmann im Nordosten) mit zurückhaltenderen planerischen Festlegungen weiter entwickelt und damit für zukünftige Entwicklungen geöffnet wird, könnte Schöneiche vielleicht in diesem Bereich um den Kreisel herum endlich die Entwicklung erfahren, die in dem künstlich gepeppelten so genannten Ortszentrum wohl nicht mehr zu erwarten ist, nachdem es wohl – mangels Investor – auch nach über 20 Jahren nie zu Ende gebaut werden kann und immer wieder immer mehr Geschäfte dort schließen und wir es mit erheblichem Leerstand zu tun haben.

Schauen wir nur nach Neuenhagen. In dieser durchaus gut mit Schöneiche vergleichbaren weitflächigen Gemeinde gibt es auch kein einheitliches „Ortszentrum“ aber dafür eine deutlich erkennbare multizentrale Entwicklung an der Breitscheitstraße, um den Bahnhofsbereich herum und noch einmal südlich der Bahngleise. Hat das Neuenhagen geschadet? Nein! Neuenhagen wurde aufgrund seines dynamischen Wachstums und seiner Entwicklung zum Mittelzentrum befördert!

Also schütteln wir in Schöneiche und insbesondere in der Gemeindevertretung unsere Angst vor Neuem und einer zukünftig dynamischeren Entwicklung endlich einmal ab (auch wenn wir sie vielleicht nicht so eng steuern können wie die bisherige Nicht-Entwicklung) und geben wir unserer Gemeinde wieder eine Chance auf Entwicklung! Wir alle werden davon profitieren!

Dr. Philip Zeschmann

Ihr partei- und fraktionsunabhängiger Abgeordneter in Gemeindevertretung und Kreistag

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Ein Gedanke zu „Schöneiche steht am Scheideweg /vor Grundsatzentscheidung

  1. einwohner_schoeneiches

    Lieber Herr Dr. Zeschmann, zuerst freue ich mich über Ihren interessanten Beitrag, auch wenn ich nicht in allen Punkten übereinstimme.

    Als Anmerkung hätte ich zu ihrer Aussage,

    „dass it die Nahversorgung insbesondere des westlichen Teils unserer Gemeinde auch in Zukunft noch gewährleistet sein wird.“

    Der Standort Dorfaue befindet sich Luftlinie ca. 400 Meter vom Standort „EDKA & Co“. Für Bewohner des „westlichen Teils unserer Gemeinde“, die mit dem Auto oder der Strassenbahn Einkaufen ist die Dorfstraße daher keine große Verbesserung. Es entspricht einer Strassenbahnstation (ca 2 Minuten Unterschied) und mit dem Auto möglicherweise noch weniger.

    Der Unterschied für Fußgänger und Radfahrer ist schwerer zu qunatifizieren. Allerdings ist der alte STandort Friedrich-Ebert-Str deutlich vorteilhafter für Fußgänger und Radfahrer aus dem „Westteil“ Schöneiches.

    2) Zu Ihrer Aussagen
    „Weil wir uns erst gar nicht bemühen zu wachsen und uns zu entwickeln, wie dies beispielsweise Neuenhagen aber auf andere Weise auch Rüdersdorf und Erkner tun!“

    Schaut man sich die Bevölkerungsentwicklung von
    Neuenhagen (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bev%C3%B6lkerungsentwicklung_Neuenhagen.pdf),
    Rüdersdorf (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bev%C3%B6lkerungsentwicklung_R%C3%BCdersdorf.pdf) und Erkner (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bev%C3%B6lkerungsentwicklung_Erkner.pdf)
    im Vergleich zu den Zuwächsen in Schöneiche (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bev%C3%B6lkerungsentwicklung_Sch%C3%B6neiche.pdf) an, so erkennt man das sowohl Schöneiche als auch Neuenhagen einen Zuwachs verzeichnen, aber Ernker und Rüdersdorf einen Rückgang zu verbuchen haben. In diesem Sinne ist die Aussagen nicht ganz zutreffend. Schöneiche hat einen stetigen Zuzug, was sich auch in unseren Grundstückspreisen im vergleich zu dem weniger Beliebten Erkner/Rüdersdorf wiederspiegelt. Ein mögliche Erklärung dafür ist, dass Schöneiche sich eben von diesen Nachbargemeinden abhebt. Wenn man mit Neuzuzüglern spricht, so ist meißt die Lebensqualität, Naherhohlung, Ruhe und das viele Grün ein Grund weswegen Menschen nach Schöneiche ziehen (diese Aussagen ist natürlich nicht Statistisch quantifiziert). Vielleicht sind das genau die Dinge, die Sie als „Verschlafen“ bezeichnen. Das m.E. wichtige an unserer Gemeinde ist das Konstrastprogram, welches wir zu Berlin bieten.

    Als Fazit. Ich stimme Ihnen zu, dass wenn sich die Standort Friedrich-Ebert-Str. als nicht wirtschaftlich rausstellt ist die Dorfaue eine weitere Möglichkeit. Aber gerade, weil sich am ehemaligen Standort Lidl noch weiterer Einzelhandeln (Blumenladen, Friseur, Getränke, Feinkostladen, Gastronomie) befinden, die ein Zugpferd brauchen, halte ich eine überstsürzte Entscheidung für unnötig. Ein Lidlneubau an der Dorfaue macht die Friedrich-Ebert-Str. uninteressant. Es ist nunmal so das Komunalpolitische Entscheidung den Kompetetiven Standortwettbewerb stark Beeinflussen.

    Es wäre daher m.E. Sinnvoll diese Entscheidung zu vertagen, bis sich eindeutiger herrausstellt ob sich Nachmieter finden lassen.

    Als Nachtrag:
    Ihr Wunsch nach mehr Wachstum für Schöneich wird sicher von vielen ink mir geteilt. Man sollte allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass die Fläche unserer Gemeinde endlich ist und das man das „Tafelsilber“ (die Liegenschaften) der Gemeinde nicht voreilig veräussert. Dies verbaut zukünftigen Generationen Entscheidungsfreiheiten. Für zukünftige Projekte (u.a. Gewärbegebiete) brauchen wir Ausgleichsflächen. Daher sollte man es sich gründlich überlegen ob man die Fläche an der Dorfstrasse dafür nutzt etwas zu erbauen was in ähnlicher Form bereits existiert, oder ob man sich andere Optionen (natürlich auch Gewerbliche) offenhält.

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