Nachruf: Konrad von Rabenau

Konrad von Rabenau (ca. 1998) Quelle: wikimedia.org

Konrad von Rabenau (03.02.1924 – 23.07.2016)
von Angelika Obert, Ulrich Schröter und Christa Grengel
Entnommen aus: die Kirche – Evangelische Wochenzeitung

Freunde und Kollegen nannten ihn ‚Rabbi‘. Das liebevolle Kürzel seines Namens passte auf Konrad von Rabenau in vieler Hinsicht: War er doch ein geborener Lehrer und hingebungsvoller Forscher, einer, der es mit dem Wissen genau nahm, der aber auch gestalten wollte, verantwortungsbewusst vor Gott und den Vätern. Ein protestantischer Rabbi, das war er in der Tat, ein geduldiger und demütiger Mensch. Er sprach gern und hat es am Ende vier Jahre lang in Geduld ertragen, dass er nach einem Schlaganfall am Gespräch kaum noch teilnehmen konnte. Er hatte immer 1000 Dinge vor und hat das Nicht-mehr-Können in Würde angenommen. Am 23. Juli ist Konrad von Rabenau nach langer Krankheit gestorben.
Nicht zufällig wurde er ein Mann der Kirche in der DDR. Es war eine bewusste Entscheidung, dahin zu gehen, wo das Christsein nicht so einfach, das Bekenntnis um so nötiger war. Darauf war er vorbereitet als Sohn des Berliner BK (Bekennende Kirche d.Red.)-Pfarrers Eitel-Friedrich von Rabenau. Naumburg wurde die erste Station seines Wirkens. Seit 1951 war er Dozent am katechetischen Oberseminar. Neben Hebräisch bot  er Übungen in Aramäisch, Syrisch, Ägyptisch und Arabisch an. Als Lehrer wollte er die Studierenden aber auch über das eigene Fach hinaus anregen und begleiten – er kümmerte sich um Andachten, Gemeinschaftserlebnisse, das Studium Universale und nicht zuletzt um den Ausbau der Bibliothek.

1973 wurde er Ausbildungsreferent beim Kirchenbund der DDR, um auf Beschluss der Bundessynode „eine Gesamtkonzeption der kirchlichen Ausbildung im Blick auf die Gemeinde von morgen zu entwickeln“. Es galt, neue Formen der kirchlichen Ausbildung zu finden, so entstand die Ausbildungsstätte für Gemeindepädagogik in Potsdam. Konrad von Rabenau hätte gern noch viel mehr erreicht, um Theologie, Pädagogik, Fürsorge und Musik als Verkündigungsdienste enger zusammenzuführen.

Seine Forschungsleidenschaft galt dem Bibliothekswesen. Er betrieb den Aufbau eines Zentralkatalogs aller kirchlichen Bibliotheken in der DDR und wurde angesichts der Schätze, die in den Pfarrbibliotheken zu entdecken waren, ein Pionier der Einbandforschung.

Die unersättliche Neugier auf Jahrhunderte alte Buchdeckel hielt ihn aber nie davon ab, das politsche und kirchliche Geschehen kritisch zu begleiten. Dabei galt ein besonderes Interesse Israel und dem Orient. Auf sein Drängen wurde der Arbeitskreis „Mittlerer Osten“ beim ÖMZ gebildet. Selber politisch aktiv wurde er nach der Wende, als er sich für die SPD in der Kommualpolitik in Schöneiche engagierte.

Seine letzten Jahre hat er in Leipzig verbracht, bis zuletzt zu Hause begleitet von seiner zweiten Frau, der Ägyptologin Elke Blumenthal. Auch als ihm das Sprechen weitgehend versagt war, konnte er immer noch genau das Wort finden, das der Besucherin gerade nicht einfiel. So wach, so anteilnehmend war und blieb er.
Der Trauergottesdienst findet statt am Freitag, den 5. August, um 12.30 Uhr in der Kirchengemeinde Marienbrunn, 04277 Leipzig, Lerchenrain 1.

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Redaktion Schöneiche Online