„Am schlimmsten ist, dass er sich dafür auch noch feiern ließ“

Sebastian Stier (Tagesspiegel) Paul Mitscherlich von Germania Schöneiche hat in der Landesliga absichtlich einen Elfmeter verschossen. Im Tagesspiegel erzählt er, warum und was er von Timo Werners Schwalbe hält.

Paul Mitscherlich, Sie haben am Sonnabend beim Spiel Ihrer Mannschaft Germania Schöneiche in Kolkwitz absichtlich einen Elfmeter verschossen. Warum?
Ich konnte ihn einfach nicht reinschießen, es fühlte sich nicht richtig an. Der Schiedsrichter hatte das gesamte Spiel über schon für uns gepfiffen, strittige Entscheidungen legte er stets zu unseren Gunsten aus. Beim Elfmeter lag er dann völlig daneben. Es war ein Geschenk und jeder auf dem Platz hatte es gesehen.

Wie haben Sie die Szene verfolgt?
Ich stand in unmittelbarer Nähe und hatte beste Sicht. Nach einem Einwurf gab es einen leichten Rempler im Strafraum und unser Stürmer ist einfach umgefallen. Als ich zum Punkt gegangen bin, hatten wir Augenkontakt. Er grinste mich an, spätestens da wusste ich, dass es kein Foul war.

Zu diesem Zeitpunkt lag Schöneiche 0:1 zurück, es lief die 80. Minute. Ihre Mannschaft ist nur drei Punkte vom Tabellenende der Landesliga Süd entfernt, Sie hätten einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf sichern können. Warum also diese ungewöhnliche Entscheidung?
Sie sagen es ja, es war ein wichtiges Spiel, auch für den Gegner. Kolkwitz hatte genauso viel investiert wie wir, sie waren genauso viel gerannt, hatten genauso gekämpft und dann kam da dieser Pfiff, der sie um den Lohn ihrer Arbeit gebracht hätte. Es ist komisch, aber mir tat der Gegner in diesem Moment einfach leid.

Sie haben den Ball dann einfach zum Torwart zurückgespielt. Der Kolkwitzer Kapitän sagte später, er hätte in diesem Moment Gänsehaut gehabt. Ein gegnerischer Spieler umarmte Sie kurz nach der Rückgabe. Wie fühlten Sie sich dabei?
Elend. Obwohl ich wusste, dass ich das Richtige getan hatte. Ich wollte nicht umarmt werden, ich wollte auch nichts hören. Als der Schiedsrichter abpfiff, kämpfte ich mit den Tränen. Ich bin sofort in die Kabine gerannt, die Emotionen haben mich einfach übermannt. In der Nachspielzeit hatte ich noch einen Freistoß an die Latte geschossen, es sollte einfach nicht sein. Vom Beifall der Zuschauer hab ich nichts mitbekommen und auch nicht, dass die Kolkwitzer Fans später Geld für unsere Mannschaftskasse gesammelt haben.
Paul Mitscherlich, 33, ist Spielertrainer der zweiten Mannschaft von Germania Schöneiche in der Landesliga. Früher spielte er für den Klub in der Oberliga.
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Redaktion Schöneiche Online

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