Schöneiches letzte Chance auf eine weiterführende Schule

10 Gründe, warum Schöneiche den Montessori-Campus braucht

Die Sitzung der Gemeindevertretung am Abend des 10. September war ein Schlag ins Gesicht vieler Schöneicher Eltern, die sich seit nunmehr gut 10 Jahren eine weiterführende Schule für ihre Kinder wünschen und dafür schon in vielen Initiativen aktiv waren. Nachdem in den vergangenen Jahren bereits vier Anläufe gescheitert sind (BI Pro Schule 2005-07, Ausschreibung durch Gemeinde 2009, Bürgerbegehren Erst Schule dann Rathaus 2009/10, Förderverein ev. weiterführende Schule für Schöneiche 2010-12) bot sich nun eine vielleicht letzte Chance. In Schöneiche könnte ein Montessori-Campus entstehen mit Bildungsangeboten vom Kita-Alter bis zum Abitur.

Der Bürgermeister hatte eine Beschlussvorlage eingebracht, mit der die Gemeindevertreter ihn beauftragen sollten, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen. Darin sollte es auch darum gehen, zu prüfen, ob die Gemeinde als Bauherr für das benötigte Gebäude fungieren könnte – im Rahmen eines rentierlichen Kredits. Das bedeutet, dass die Kreditraten durch die Mietzahlungen des Nutzers gedeckt werden. In ca. 25 Jahren könnte die Gemeinde Schöneiche dann ein Gebäude ihr eigen nennen, das von der Montessori-Schule über Mietzahlungen finanziert wurde. Betriebswirtschaftlich gesehen also eine gute Idee.

Allerdings wurde genau dieser Passus von der Mehrheit der Gemeindevertreter gestrichen. Die Fraktionen Die Linke und SPD stimmten – gegen das Votum des Bildungsausschusses – geschlossen dagegen, den Bürgermeister diese Variante auch nur prüfen zu lassen. Diese Entscheidung kann nur mit ideologischen Vorbehalten gegen Schulen in freier Trägerschaft zu tun haben, denn eine logische Begründung gibt es dafür nicht. Es ging lediglich um die Prüfung einer solchen Möglichkeit, noch nicht ansatzweise darum, dass Schöneiche das benötigte Schulgebäude sofort bauen soll. Dass diese Möglichkeit nun ausgeschlossen wurde, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Montessori-Schule in Schöneiche geben wird, beträchtlich.

Hätten die Gemeindevertreter, die gegen diesen Passus in der Beschlussvorlage gestimmt oder sich enthalten haben, das Thema wirklich logisch durchdacht, hätte ihre Entscheidung anders ausfallen müssen:

1. Montessori-Schulen sind insbesondere bei gebildeten Eltern sehr beliebt. Eine solche Schule vor Ort zu haben würde einen deutlichen Standortvorteil für Schöneiche bedeuten.
2. Es gibt Kinder, die an den staatlichen Regelschulen nicht ausreichend gefordert und gefördert werden können. Das sind sowohl Kinder mit Hochbegabungen als auch Kinder mit Lernschwächen. Einer Montessori-Schule gelingt es in der Regel hervorragend, die Talente dieser Kinder zum Tagen zu bringen. Außerdem bringen freie Schulen in der Regel kreative, innovative junge Menschen hervor – und genau das braucht unsere Gesellschaft.
3. Der geplante Montessori-Campus steht allen Kindern, unabhängig vom Einkommen der Eltern, offen. Für sozial schwache Familien gibt es Stipendien. Für alle anderen liegt das ohnehin sozial gestaffelte monatliche Schulgeld kaum höher als die üblichen Kita-Gebühren.
4. Die Plätze an der Schule würden vorrangig Schöneicher Kindern zur Verfügung stehen. Nur wenn die Schule dann nicht ausgelastet ist, werden Kinder aus anderen Gemeinden aufgenommen.
5. Auch Schüler aus anderen Kita- und Schulformen können auf die Montessori-Schule wechseln.
6. Der geplante Gebäudekomplex, der zum Teil nach dem historischen Vorbild des alten Schöneicher „Schlosses“ errichtet werden soll, würde das Ortsbild positiv bereichern.
7. Schöneiche braucht nach dem Beschluss der alten Gemeindevertretung eine weitere Kita. Die dafür benötigten Haushaltsmittel sind aber mindestens in den kommenden fünf Jahren nicht verfügbar. Durch den Montessori-Campus könnten bereits in ca. zwei Jahren eine größere Anzahl neuer Kitaplätze geschaffen und somit das Problem zumindest reduziert werden. Das spart unserer Gemeinde mindestens 1,6 Mio Euro.
8. Der Montessori-Campus bedeutet keine Konkurrenz für die bestehenden Einrichtungen. Es sollen maximal 25 Kinder pro Jahrgang aufgenommen werden. Dadurch würde sich an den beiden Schöneicher Grundschulen die Zahl der Kinder pro Jahrgang wahrscheinlich um je 12 Kinder reduzieren. Das wäre durchaus vorteilhaft, da in den beiden Schulen aufgrund der Vielzahl von Kindern schon wieder Raumnot herrscht und kleinere Klassen auch ein besseres Lernen an den staatlichen Schulen ermöglichen. Zudem wollen auch längst nicht alle Eltern ihre Kinder auf eine Montessori-Schule schicken. Die meisten Kinder würden also weiterhin die Bürgel- oder die Storchenschule besuchen. Die Montessori-Schule wäre aber eine interessante Wahlmöglichkeit für die Eltern und Kinder.
9. Natürlich wäre eine staatliche weiterführende Schule in Schöneiche schön, die wird es aber nie geben, weil sie in der Schulplanung des Kreises und des Landes nicht vorgesehen ist und zwei diesbezügliche Versuche dies im Kreistag durchzusetzen gescheitert sind. Jegliche Diskussionen zu diesem Thema sind daher überflüssig. Schöneiche bekommt also eine freie weiterführende Schule oder gar keine.
10. Eine weiterführende Schule in Schöneiche ist nötig. Die täglichen Fahrten zu den Oberschulen der umliegenden Gemeinden, verbunden mit einem enormen Lernpensum insbesondere an den Gymnasien, sorgen dafür, dass den Jugendlichen kaum Freizeit bleibt. Das bedeutet: keine Zeit für Sport und andere Hobbys, keine Zeit für ehrenamtliches Engagement, keine Zeit, sich durch einen Nebenjob das Taschengeld aufzubessern und etwas fürs Leben zu lernen. Hinzu kommt die Belastung der Familien durch die Fahrtkosten.

Neben den Gemeindevertretern der Linken und der SPD haben sich auch der Jugendbeirat und der Seniorenbeirat gegen einen Montessori-Campus in Schöneiche ausgesprochen. Warum die Senioren das tun, ist verständlich. Der Seniorenbeirat befürchtet, dass die Mittel, die in den Montessori-Campus investiert werden, nicht für den dringend nötigen seniorengerechten Umbau der Gemeinde zur Verfügung stehen. Nur vergessen die Senioren dabei leider, dass der Haushalt der Gemeinde durch einen rentierlichen Kredit gar nicht belastet wird. Im Gegenteil: Die Gemeinde baut langfristig Kapital auf, indem sie ein Gebäude errichtet und dann vermietet – was langfristig vielleicht sogar auch einmal von den Senioren (mit)genutzt werden könnte.

Was den Jugendbeirat betrifft kann ich nur Vermutungen anstellen. Die meisten Mitglieder des Jugendbeirats haben ihr Abitur bereits abgelegt oder sind kurz davor – für sie kommt eine weiterführende Schule in Schöneiche zu spät. Zudem hat – soweit bekannt – keiner dieser Jugendlichen je eine Montessori-Schule besucht. Daher können die jungen Leute das Konzept nicht einschätzen und lehnen es vielleicht darum sicherheitshalber lieber ab.

Ich wünsche mir im Namen der vielen Schöneicher Eltern, dass die Fehlentscheidung einiger Gemeindevertreter nicht dafür sorgt, dass es in Schöneiche nie eine weiterführende Schule geben wird. Sollte das Thema wieder auf die Tagesordnung der Gemeindevertretung gelangen, so hoffe ich sehr, dass dann nach logischen Gesichtspunkten entschieden wird. Und einen Aspekt zu prüfen kostet nichts und hat auch noch nie jemandem geschadet.

Steffi Bieber-Geske
Mutter von zwei Kindern und Gemeindevertreterin für die Unabhängigen Bürger Schöneiche (UBS)

Philip Zeschmann
Dr. Philip Zeschmann ist Gemeindevertreter und Vorsitzender der Unabhängigen Bürger Schöneiche e.V.. Außerdem ist er Vorsitzender der Fraktion BVB/Freie Wähler im Kreistag Oder-Spree.