Glosse: Wenn schon Berlin – dann Schöneiche!

(Glosse/Rabenau) „Von Menschen und Schweinen“ – Teil 1 – Wenn schon Berlin – dann Schöneiche! Mit und ohne wilde Säue!

Dort ist sogar Berliner Telefonnetz! Seitdem es sowas gibt. Das war sehr praktisch, als die herrschende 5. Besatzungsmacht (Walter und die preußischen Regierungssachsen) die Hauptstadt der größten DDR aller Zeiten befehligte und man im „Selbstwählferndienst“ der Deutschen Post bei den bitterbösen Bonner Ultras anrufen konnte und nebenan in RüWoErknerdorf das Fräulein vom Amt benutzt werden mußte. Mitgehört haben allerdings immer die gleichen…
Nun hat sich viel geändert in den letzten dreißig Jahren, wir haben uns vermehrt, die Telefonanschlüsse und die Wildschweine auch. Ich kann mich noch an eine Schlagzeile der damaligen „Schöneicher Nachrichten“ erinnern, die da hieß:

„wer ist nun Herr in Schöneiche? Der Mensch oder das Wildschwein?“

Das war seinerzeit sehr gewagt, denn mit diesem Wortlaut wurde ja eigentlich die führende Rolle der Partei in Frage gestellt. Nun, die gibt es nicht mehr, auch wenn sich mancher immer noch so verhält.
Leider gibt es neben den süßen vierbeinigen Tierchen, die grade mal wieder den Adolf-Goethe-Park und das Sowjetische Ehrenmal umgegraben haben auch vermehrt Zweibeinige. Jüngere und Ältere. Die jüngeren machen mehr Dreck. Mangels Graberüssel arbeiten sie mit Spraydosen oder richten im Trunk (wir vertrugen in diesem Alter mehr!) durch tänzerische Bewegungen mangels Dorfbums im Kleinen Spreewald spiegelvernichtende oder anders verformende Schäden an den heiligen Kühen der Schöneicher an – den Autos. Oder mausen mal ein Zweirad, dem das meistens nicht bekommt. Woher haben die das, die kleinen Egomanen? Genau! Von den großen Egomanen. Die haben sich auch vermehrt, oft durch Zuzug. Denn Schöneiche ist jetzt „Bundeskanzlerbauerwartungsland“, also gut und teuer. Da stehen dann meist an den größten Grundstücken die Nobelkarren draußen um den fließenden Verkehr zu stören, denn die Carports werden für Kaminholzaufbewahrung benutzt, was in den Garagen so vor sich geht will ich gar nicht wissen. Auch Anhänger mit Reklamebotschaften parken oft draußen bis das Unkraut drunter blüht weil dem Ordnungsamt nur Sperrmüllcontainer zwecks Gebühreneintreibung ins Auge fallen. Da wird per Automatik nachts zwischen 24 und 2 Uhr die Rasenbewässerung auch bei Regen betrieben, ob die Nachbarn sich dadurch belästigt fühlen ist dem Egomanen wurscht, denn es lärmen ja auch Frösche, Enten und Nachtigallen. Da erwachen mit Beginn des Vogelliebeslebens auch die Fluglärmgegner, deren Mehrheit allerdings durch das Betreiben von Laubbläsern unangenehm auffällt, was viel länger lärmt als ein Flugplatzsucher. Der richtige Egomane pfeift auch auf die Schöneicher Satzung, dass Regenwasser auf dem eigenen Grundstück zu versickern ist. Es ist ja auch viel praktischer, das Carport näher als vorgeschrieben an der Straße zu errichten, es am Nachbarhaus zu befestigen, aber schräg, damit das Wasser an dessen Wand rauschen kann und es mit dem Ablauf vom Hausdach zu vermehren. Dann wird auch noch der Boden des Carports schräg errichtet, damit es nicht gegen das eigene Haus fließt sondern in die Nachbarswand, die Auffahrt hinunter und auf den Nachbarsfußweg, damit sich da schöne Pfützen bilden können. So erreicht man, dass bei Regen ein seit 100 Jahren trockenes Haus bei jedem Niederschlag nasse Kellerwände bekommt. Sowas kann man zur Zeit in der Ahornstraße bewundern, wer da aufmerksam durchgeht wird das entdecken.

Beim Wandern oder Radfahren durch den Ort kann man da viel entdecken. Fallrohre, die seltsamerweise irgendwann in der Kanalisation ankommen, ganze Schwimmbadinhalte verschwinden im Winter seltsam, von Säcken und Sperrmüll in Grünanlagen und umliegenden Wäldern will ich gar nicht erst anfangen.

So entwickelt sich ein neuer Slogan:

„Wer ist nun Herr in Schöneiche? Das Schwein oder der Egomane?“

Wir nennen uns Waldgartenkulturgemeinde. Wald ist, Garten ist, Kultur ist. Mögen wir keine Gemeinde von Egoisten werden!

Autor: Siegfried von Rabenau. Der Artikel erschien in der Serie „Von Menschen und Schweinen“.

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Redaktion Schöneiche Online